Nightwish - Imaginaerum
Nuclear Blast / WarnerVÖ: 02.12.2011
Wie im Film
Dann legen wir doch mal los mit den Vorurteilen. Nummer eins: Nightwish sind Kitsch. Aber natürlich sind sie das. Frei nach dem Motto "Viel hilft viel" wird jede noch so kleine Lücke im Sound gestopft. Nummer zwei: Nightwish taugen nur noch für die Regenbogenpresse. Viel breiter konnte der Ausstieg der ehemaligen Frontdiva Tarja Turunen nicht getreten werden, und viel undankbarer konnte der Einstieg für Nachfolgerin Anette Olzon nicht sein. Inklusive Konzertabbruch in Südamerika, nachdem die Bedauernswerte von wütenden Turunen-Fans quasi von der Bühne gepfiffen wurde. Also reichlich Gründe, um Nightwish so richtig zu hassen, oder?
Und dann bohrt sich nach putzig klimperndem Spieluhr-Intro mit "Storytime" ein Ohrwurm ins Hirn, der dafür sorgt, dass sich auch der letzte Skeptiker nach kürzester Zeit beim Mitsummen des Refrains ertappt. Ein feistes Riff zu Beginn, leicht abbaesker Gesang in den Strophen und ein Lehrstück von Hookline im Refrain sorgen mitsamt bei allem Bombast transparentem Sound dafür, dass sich diese erste Single die Charts von oben ansieht, bevor man überhaupt weiß, worum es bei dieser Platte eigentlich geht.
Denn "Imaginaerum" ist nicht weniger als der Soundtrack zu einem angekündigten, abendfüllenden Spielfilm, für den Bandchef Tuomas Holopainen und Konsorten ihre Sparschweine auf Nulldiät gesetzt haben. Dass dabei selbst die Grenzen potenzierten Epic Symphonic Metals gesprengt werden, liegt nahe. Das kann gelingen, wie beim kühl-loungigen "Slow love slow" oder dem so kauzigen wie brillanten Musical-Ausflug "Scaretale", kann aber auch wie bei "Turn loose the mermaid" zu einigen Verirrungen im Stilurwald führen.
Die Extraportion Plüsch mag gewiss nicht jedermanns Sache sein. Aber ein Song wie das ausufernde "Song of myself" passt perfekt zu Olzon, die paradoxerweise ihre Stimme viel effektiver wie ein Instrument einsetzt als ihre klassisch ausgebildete Vorgängerin. Das einzige Manko ist, dass "Imaginaerum" aufgrund seiner Überlänge auf Dauer zuweilen anstrengend wirkt - halt wie Süßigkeiten und Pomp im Überfluss. Doch auch wenn weniger mitunter mehr gewesen wäre, hat sich die Arbeit für die Finnen am Ende durchaus gelohnt. Auf den Film, der im nächsten Jahr in die Kinos kommen soll, darf man sich also tatsächlich freuen. Let the music do the talking.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Storytime
- I want my tears back
- Scaretale
- Song of myself
Tracklist
- Taikatalvi
- Storytime
- Ghost river
- Slow love slow
- I want my tears back
- Scaretale
- Arabesque
- Turn loose the mermaids
- Rest calm
- The crow, the owl and the dove
- Last ride of the day
- Song of myself
- Imaginaerum
Referenzen
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