Gotye - Making mirrors

Vertigo / Universal
VÖ: 16.12.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Breitensport

Dass der Begriff Pop kein Schimpfwort ist, oder zumindest keines sein sollte, wird immer wieder bezweifelt. Glücklicherweise leben wir in einer Zeit, in der sich der vermeintliche Underground und der böse Mainstream annähern, ohne dass sich alles gegenseitig verwässert. Beste, weil aktuellste Beispiele: erstens, die tolle Zusammenstellung der Lady-Gaga-Remix-Platte, an der Künstler wie The Weeknd, Wild Beasts oder Twin Shadow arbeiteten, zweitens das wunderherrlich fluppende Drittwerk des Australo-Belgiers Wally De Backer, Künstlername Gotye, mitsamt der Übersingle "Somebody that I used to know". Der in Rezensionen schon viel zu ausgelutschte Spruch mit der gerechten Welt und dem Radio-Airplay wird hier Wirklichkeit. Und man verrät wahrlich kein Geheimnis, wenn man sagt, dass "Making mirrors" nicht nur von diesem einen Song lebt. An manchen Stellen ist das Album etwas zuckrig-süß, okay, doch, hey ... es will nichts anderes sein als kristallklarer Pop. Funktioniert soweit alles prima.

Bereits das letzte Album "Like drawing blood" wurde vom Kollegen als "raffinierter, dunkler Pop" beschrieben, wobei Gotyes neues Album nicht mehr sonderlich dunkel ist. Melancholische Momente gibt es freilich, die gehören dazu, aber schwermütig wird "Making mirrors" nie. Das Tolle ist ja eigentlich auch vielmehr die emotionale Spannbreite, die hier abgedeckt wird. Zwischen Referenzen wie Beck, Gorillaz und The Postal Service passt noch immer ein Robert Wyatt, wenn auch nur in homöopathischen Dosen. Und Sting, und Phil Collins! Gotye macht Indie-Pop zum Breitensport, mit überzeugenden Songs und einer ehrlichen Attitüde mischt De Backer einiges zusammen - so lange, bis ein Titel nach Disney-Soundtrack klingt, ein anderer nach Dancefloor und der nächste nach verregnetem Sonntagmorgen. Folglich entsteht ein buntes, aber dennoch kohärentes Potpourri, welches trotz seiner unfassbaren Grundmelodiösität nicht im Zuckersee zu ertrinken droht.

Das kurze, schnippische "Easy way out" erinnert auf betörende Weise an die Liga der außergewöhnlichen Indie-Käuze um Beck Hansen und Mark Oliver Everett, bricht dann aber nach zwei Minuten ab, weil schon längst alles gesagt ist. Die beiden monströsen Singles "Somebody that I used to know" und "Eyes wide open" werden noch die kommenden Monate Heavy Airplay bekommen, was für Menschen, die per se wenig Radio hören, wenig schlimm sein dürfte. Das ist maximal cleverer Pop, heimliche Lieblingslieder, die einem nicht mal peinlich sein müssen. "In your light" ist "verdammt sweet", ein bißchen zu viel des Guten, etwas übertrieben und steht genau darum exemplarisch für das ganze poppige Gewusel, das "Making mirrors" eben doch auszeichnet. Dass es auch experimenteller geht, beweist Gotye im dubbigen "State of the art", mit verzerrter Stimme und fataler Grundgelassenheit. Ins Gehör bohrt sich der Song trotzdem. Wie alles hier. Unrettbar verloren an den kleinen Mann im Ohr - mit Gotye wird die Welt etwas bunter.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Somebody that I used to know
  • Eyes wide open
  • State of the art
  • Save me

Tracklist

  1. Making mirrors
  2. Easy way out
  3. Somebody that I used to know
  4. Eyes wide open
  5. Smoke and mirrors
  6. I feel better
  7. In your light
  8. State of the art
  9. Don't worry, we'll be watching you
  10. Giving me a chance
  11. Save me
  12. Bronte
Gesamtspielzeit: 42:21 min

Im Forum kommentieren

2012-07-20 22:42:19

grins

2012-03-18 17:23:23

ich musste aber auch im Geschichtsunterricht lachen, als das mit den 6 millionen juden kam.

grins

2012-03-18 17:06:42

Ich musste lachen.

NEIN

2012-03-18 16:21:39

komplett unlustig, aber für geschöpfe deines schlags wohl zu empfehlen.

letzte nacht bin ich eingepennt,weiß sonst nichts mehr von dem event

2012-03-18 15:41:58

leider geil:

http://www.youtube.com/watch?v=IzRkiFh7Rj8&feature=related

:D

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