Shannon Wright - Secret blood

Vicious Circle / Cargo
VÖ: 30.09.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Im Mehrklang mit sich selbst

Nicht nur wer Shannon Wright schon einmal live erleben durfte, weiß genau: Wenn sie und ihre Mitstreiter Andy Baker und Brant Rackley wollen, schlagen sie ihre Akkorde wie Peitschenhiebe. Schnell, spitz, schneidend, ohne Hyperkompressions-Breitseiten, dafür mit einer Menge Luft unter dem Soundkiel. Insbesondere Baker sorgt seit 2001 an Bass und Mischpult dafür, dass die Musik ausreichend Platz zum Atmen bekommt. Dennoch bleibt es ebenso Fakt, dass erst ein gewisser Steve Albini Wrights Energielevel aufbrach und aus ihrem 2004er Album "Over the sun" einen hochenergetischen Siegeszug herauskitzelte. Seither betreibt Wright zwar weniger musikalisches Cocooning, vertraut all dem blitzenden Schneid aber auch mit ihrem neunten Album "Secret blood" nur bedingt. Wie eine Supernova, die kurz vor dem finalen Zerstörungsakt doch wieder Gewissenbisse plagen.

Das verkrachte "Fractured" und vor allem "Commoners saint" mit seinen zum Refrain über alle Saiten durchgezogenen Sechzehnteln reichen dennoch unbedingt an die Kraft von "Over the sun" heran. Auch der grummelige Rhythmus von "Violent colors" atmet eine Luft aus Metallspänen - und damit dem Hörer zusätzlich der Atem stockt, gibt es hier kaum mehr als Gitarre, Bass und Schlagzeug, die sich in ihrem Stoizismus gegenseitig überbieten. Das Kontrastprogramm bieten die perlenden und trauernden Klaviertakte von "On the riverside" oder "Under the luminaries". Die Schärfe ist hier noch zu spüren, sie wirkt jedoch eher als untergründiges, kaum wahrnehmbares Rumoren, als ein Verdacht, dass Wright zu jeder Sekunde auch ganz anders könnte. "Rush the river and jump the tides / Kids run round in summertime / Still anger grows up with me", singt sie mit ihrer so typisch beschwörenden Stimme. Wussten wir es doch.

Manchmal ist dieses Rumoren das einzige, was ihren Songs Spannung verleiht. Melodisch bleibt "Secret blood" stets ökonomisch, und auch die Gegentakte und sich krumm überlagernden Harmonien spielen ein lang erprobtes Spiel zwischen Indie und Noise. Beim wunderschönen "Dim reader" züngeln, brennen und schreien die Gitarren zwar durch die Kulissen, verdichten sich jedoch zu einer Geräuschwand, die ihr Zerstörungspotenzial auch nur andeutet und dem Delay im Vordergrund kein Härchen krümmt. Doch mehr als diese Ahnung eines im eigenen Saft kochenden Anderen braucht Wright halt nicht. Sie pumpt ihre Songs mit einer Energie auf, die sie auf "Secret blood" portionsweise, live in der Regel in grellen Explosionen ausbrechen lässt. Dennoch ist eben dieser Überdruck neben der erneut sehr aufgeräumten Produktion das Bindemittel ihrer verschiedenen Musikansätze. Und vielleicht ist es tatsächlich so, dass man diese Energien am besten schlummern lässt. Gesünder ist es allemal, für alle Beteiligten.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Fractured
  • Dim reader
  • Commoners saint
  • Under the luminaries

Tracklist

  1. Palomino
  2. Violent colors
  3. Fractured
  4. Dim reader
  5. On the riverside
  6. Commoners saint
  7. Merciful secret blood of a noble man
  8. Fairgrounds
  9. Satellites
  10. In the needle
  11. Under the luminaries
  12. Chair to room
Gesamtspielzeit: 33:31 min

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