Niels Frevert - Zettel auf dem Boden
Tapete / IndigoVÖ: 04.11.2011
Mensch Niels
Sechs Jahre, fünf Jahre, nun nur dreieinhalb Jahre. Wenn Niels Frevert so weitermacht mit der Veröffentlichungsfolge, dann kann er in Kürze den Ryan-Adams-Gedenkpreis einsacken. Zugegeben, bevor von Frevert drei Alben innerhalb von zwölf Monaten erscheinen, wird Bayer Leverkusen deutscher Fußballmeister. Aber dass die Zeit zwischen der letzten, sehr schönen Platte "Du kannst mich an der Ecke rauslassen" und nun "Zettel auf dem Boden" so kurz ist, das hätte der glühendste Fan wahrscheinlich nicht zu hoffen gewagt. Frevert hat schon wieder keinen Bock auf Rock, weswegen "Zettel auf dem Boden" im Grunde eine Verfeinerung des letzten Albums aus 2008 ist. Soll heißen: Der Hamburger verdingt sich weiterhin als Chansonnier und war, ist und bleibt damit einer der besten Liedermacher dieses Landes.
Es menschelt auf "Zettel auf dem Boden", und zwar sehr. Frevert hat seinen auf der Akustikgitarre basierenden Sound um Klavier, Bläser und vermehrt auch Streicher angereichert und schafft es trotzdem, dass die Songs niemals zu voll, zu groß oder zu schmierig wirken. Jeder Ton ist an seinem richtigen Platz, selbst die kleinen Barjazz-Einschübe wirken nicht abgenudelt. Und Frevert berichtet optimistischer als noch auf "Du kannst mich an der Ecke rauslassen" von Freundschaften und Beziehungen. Dabei schafft er es anscheinend ganz leicht, seinen Alltagsbeobachtungen Geltung darüber hinaus zu verleihen und das große Ganze im Kleinen zu finden. In "Schlangenlinien" erzählt der Hamburger von einem Mann im Park, der die Eichhörnchen füttert. Am Ende geht es aber natürlich um die große Liebe. In "Ich würde Dir helfen, eine Leiche zu verscharren, wenn's nicht meine ist" singt Frevert davon, was man nicht alles für einen wahren Kumpel tun würde. Wahrscheinlich ist es derselbe Spezi, den Frevert in "Wohin hat es Deine Sprache verschlagen" spontan besucht, nur um sich zu erkundigen, wie es ihm geht. So einfach und leicht kann Freundschaft manchmal sein.
Das rührendste Lied ist aber "Blinken am Horizont": Mit wunderschön einfachen Worten und einer großen Portion Hoffnung erzählt Frevert von einem Verstorbenen, wahrscheinlich viel zu früh gegangen, und malt sich aus seinen Erinnerungen ein Bild, wie es diesem Menschen wohl in diesem Moment gehen könnte. Wirklich herzergreifend. Niels Frevert hat mit "Zettel auf dem Boden" ein wunderbar warmes Album geschaffen, dem manche Behäbigkeit unterstellen werden, aber das einfachh trotz seiner emotionalen Intensität und seiner lakonischen Kumpelhaftigkeit fernab von jeglichen aufgesetzten zwischenmenschlichen Posen agiert. Damit spielt Frevert erneut ist einer anderen Liga als die meisten aus der immer größer werdenden Riege deutschsprachiger Singer/Songwriter. Hier ist nämlich alles echt. So einen Freund wie Frevert, den hätte man gern.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Ich würde Dir helfen, eine Leiche zu verscharren, wenn's nicht meine ist
- Blinken am Horizont
- Küchensee
Tracklist
- Schlangenlinien
- Ich würde Dir helfen, eine Leiche zu verscharren, wenn's nicht meine ist
- 1m² Regenwald
- Frustrationstoleranz, Herr Frévert
- Bis jemand mich hört
- Blinken am Horizont
- Wohin hat es Deine Sprache verschlagen
- Zürich
- Küchensee
- Eines flüchtigen Tages Treffen auf der Straße
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Boston
2012-05-22 19:42:51
Hä? Da hast du aber die falsche Platte gegriffen.
Chefmaus
2012-05-22 15:54:42
Ist mir zu verschwurbelt, und ab und zu einen Reim oder das Versmaß zu treffen, wäre auch schön. Die Musik ist nett. Aber warum das der beste Liedermacher Deutschland sein soll (Rezi), verstehe ich nicht. Bin wohl nicht intellektuell genug.
Chefmaus
2012-05-22 15:54:41
Ist mir zu verschwurbelt, und ab und zu einen Reim oder das Versmaß zu treffen, wäre auch schön. Die Musik ist nett. Aber warum das der beste Liedermacher Deutschland sein soll (Rezi), verstehe ich nicht. Bin wohl nicht intellektuell genug.
mlorki
2011-11-09 21:58:20
Äh.... Ja, knobi?
Gähn
2011-11-09 16:59:25
er ist jetzt frühstücksfernsehen kompatibel und langweilt dort.....
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