The Walkabouts - Travels in the dustland

Glitterhouse / Indigo
VÖ: 21.10.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Heißer Sand

So lange haben sich The Walkabouts in ihrer mittlerweile schon über ein Vierteljahrhundert andauernden Geschichte noch nicht Zeit gelassen, um ein neues Album aufzunehmen. Fast hatte man schon geglaubt, das wunderbar gelärmte "Acetylene" sei der endgültige Abschiedsgruß gewesen. Schließlich hatte die Liebe Chris Eckman vor Jahren schon nach Slowenien verschlagen, und die anderen Bandmitglieder suchten sich alternative Beschäftigungen. Doch sechs Jahre Pause waren genug. Der Grund für die Rückkehr ist für die Americana-Altmeister überaus passend: Auf Reisen durch seine Heimat, die ja vor allem aus dem Nirgendwo der US-amerikanischen Provinz besteht, kam Eckman die Inspiration.

"Travels in the dustlands" befasst sich mit vergessenen Menschen, verlorenen Orten und vertrockneten Landschaften. Das Album gliedert sich lose in die vier Abschnitte "Home & beyond", "Crossing broken ground", "A lifting" und "Dusk, stones, silence". Schon in diesen Überschriften steckt reichlich Heimaterde. Während sie in ihren Metaphern den Wüstensand beschwören, geht es ihnen um das sehr gegenständliche Amerika, das wenig Grund zur Freude bietet. Doch nach dem widerborstigen "Acetylene" überrascht die Besinnlichkeit dieser elf Songs - und dann auch wieder nicht. Es geht den Walkabouts selten um das gleiche wie zuletzt. Über die Jahre hat sich die Band immer wieder geöffnet und ihre Möglichkeiten erweitert. Dieses Mal deutet sie ihre Kenntnis in osteuropäischer Folklore, karibischer Perkussion und sanfter Elektronik an. In ihrem Innersten lauern aber weiterhin Songs wie das Quasi-Titelstück "The dustlands", das an Neil Young gemahnende "Every river will burn", das sehnsüchtige "Wild sky revelry" oder der brodelnde Rocker "Soul thief". Diese tief verwurzelten Lieder gelingen der Band ohne erkennbare Anstrengung.

Ihre Stärken wiederum liegen auch auf "Travels in the dustlands" in den besonderen Momenten. Gleich der Opener "My diviner" zeigt denn auch, warum Eckman nicht ohne die Walkabouts kann: Carla Torgersons betörende Stimme greift sofort wieder ans Herz, und der träge Groove seiner Band lässt Torgerson und den ihr zusingenden Saiten so viel Raum, dass die nordamerikanische Weite vor dem geistigen Auge sichtbar wird. Das an die Labelkollegen Savoy Grand gemahnende "They are not like us" hält den Atem zu sanfter Entfremdung an und findet dafür wunderbare Worte: "Fear is weightless / Anger weighs a ton." Leise glüht die Gitarre, während das Klavier ein paar Tränen vergießt.

In den kargen Landschaften blühen seltsame Leidenschaften. Der schleppende Voodoo-Zauber von "Rainmakers blues" projiziert fast schon religiöse Hoffnung auf einen Scharlatan, während Tomtoms und Klavierstakkato die Realität beschwören. Und plötzlich schüttet es doch. Natürlich müssen all diese seltsamen Erinnerungen irgendwann verblassen. Auch hier beweisen die Walkabouts wieder ihre Kunst. Im abschließenden "Horizon fade" treten Wehmut und Entschlossenheit gegeneinander an. Torgerson und Eckman werfen sich die Zeilen zu. Gefasste Streicher erden sanfte Psychedelik. Wish you were here.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • My diviner
  • They are not like us
  • Rainmaker blues
  • Horizon fade

Tracklist

  1. My diviner
  2. The dustlands
  3. Soul thief
  4. They are not like us
  5. Thin of the air
  6. Rainmaker blues
  7. Every river will burn
  8. No rhyme, no reason
  9. Wild sky revelry
  10. Long drive in a slow machine
  11. Horizon fade
Gesamtspielzeit: 57:22 min

Im Forum kommentieren

Hogi

2012-01-24 11:34:14

bin auf den heutige Live-Auftritt gespannt...:-)

Telecaster

2011-12-02 21:51:37

Hab mir heute mal wieder die "Acetylene" angehört... Irgendwas fehlt mir bei dieser Band immer, was die Screaming Trees mir z.B. schon geben (falls man diese beiden Bands vergleichen kann).

Sick

2011-12-02 21:34:58

Hat etwas gedauert, aber jetzt hab ich es auch.
Wer hätte das gedacht? Eines der besten Walkabouts-Alben ist ihnen damit gelungen.
Rundrum gelungen, keine Ausfälle.

8,5/10

fish

2011-11-02 17:56:07

gibt so wundervolle alte Stücke. Sand and cravel oder Promise me.
Walkabouts passen immer. Die neuen Sachen finde ich aber eher schleppend.

Joshua

2011-11-02 17:09:50

@Butler: Wie schon oben erwähnt, "Life Full Of Holes" ist - für meine Begriffe - sehr empfehlenswert. Insbesondere "Death At Low Water", "The Tower", "Sleep Will Pass Us By" und "Life Full Of Holes" haben es mir angetan.

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