Bush - The sea of memories
Ear / EdelVÖ: 28.10.2011
Ende der Wanderschaft
Wie so oft im Leben gibt es auch bei Band-Reunions solche und solche. Da haben wir Comebacks, die enthusiastisch gefeiert werden, aber auch jene, die höchstens mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen werden. Und schon sind wir bei Bush angelangt. 2002 trennten sich die Altenative-Rocker nach der Tour zu "Golden state", einem Album, dem es wie den beiden Vorgängern nicht ganz gelang, die Magie des 1994er-Debüts "Sixteen stone" einzufangen. Nach dem Aus war allenfalls noch von Frontmann-Beau Gavin Rossdale etwas zu hören. Sein Post-Bush-Werdegang gab allerdings in Form eines missglückten Bandprojekts namens Institute und dem katastrophalen Soloalbum "Wanderlust" Anlass zur Sorge. Das sind schon zwei mögliche Gründe, warum die 2010 erfolgte Wiederbelebung von Rossdales alter Band ein mäßiges Echo hervorrief. Vielleicht liegt es auch daran, dass außer dem Sänger aus der Original-Besetzung nur noch Drummer Robin Goodridge dabei ist. Letztlich ist aber alles gar nicht so schlimm geraten, wie zu befürchten stand. Eher im Gegenteil.
Das fünte Album "The sea of memories" überspringt die zehn Jahre Pause einfach und knüpft nahtlos an die rockige Schiene des Vorgängers an. Schon der Opener "The mirror of the signs" macht nach wenigen Sekunden klar, dass Rossdale es mit der Bush-Reunion ernst meint. Die Snaredrum scheppert, die Gitarren fiepen und des Frontmanns Bariton hat endlich wieder Biss. Mit der folgenden Single "The sound of winter" breitet eine waschechte Hymne ihre Flügel aus, der es gelingt, den Geist von "Everything zen" wiederzubeleben. Ein starker Einstieg - und doch ist etwas anders als früher. Etwa die Produktion. Die Idee, ausgerechnet den Metallica-Versenker Bob Rock an die Regler zu lassen, muss man zwar nicht gutheißen - doch die relativ glatt polierte Soundoberfläche gereicht den Songs auf "The sea of memories" überraschend zum Vorteil.
Denn näher am Pop gebaut als auf diesem Album waren Bush nie. Die Lieder gehen kompakt und schnörkellos nach vorne und ihre Melodien sind eindeutig für Millionen geschrieben. Fans der ersten Stunde dürfte das irritieren, doch man kann einer großartigen Uptempo-Hymne wie "The afterlife" wirklich nicht ans Bein pinkeln. Auch die vergleichsweise schweren Riffs von "All my life" münden in einen Mitsingrefrain der gehobenen Güteklasse. Doch nicht immer agieren die Briten so souverän wie in den besten Momenten des Albums. In "All night doctors" fällt Rossdale in den bräsigen Balladenschmonz zurück, der schon seinem Soloalbum geschadet hatte. Dabei hat er doch einst mit seiner größten Tat "Glycerine" bewiesen, dass er es weitaus besser kann. In der zweiten Hälfte des Albums überschreiten "Red light" und "Stand up" die Grenze ins Käsige: "We're electric / we're invincible / we're unstoppable", heißt es da in letzterem. Eine grobe Übertreibung, auch wenn "The sea of memories" allemal ein würdevolles Comeback geworden ist. Die Wanderschaft durch die Irrgärten ist vorerst jedenfalls beendet.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The sound of winter
- All my life
- The afterlife
Tracklist
- The mirror of the signs
- The sound of winter
- All my life
- The afterlife
- All night doctors
- Baby come home
- Red light
- She's a stallion
- I believe in you
- Stand up
- The heart of the matter
- Be still my love
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