Alice Cooper - Welcome 2 my nightmare

Universal
VÖ: 16.09.2011
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schocktherapiert

Auch, wenn man es dem freundlichen Freizeit-Golfer und Schrumpel-Rocker Alice Cooper heute kaum noch ansieht: Zusammen mit Ozzy Osbourne war er als Shock-Rock-Pionier einer der frühesten Albträume bürgerlicher Eltern. Marilyn Manson, Slipknot, GWAR - alles nicht denkbar ohne den Mann, der in den 70ern den Horror mit Guillotine und Kunstblut auf die Bühne brachte. Neben den passenden Requisiten hatte Cooper auch die entsprechend gruselige Musik auf Lager: 1975 veröffentlichte er nach zahlreichen Bandalben sein erstes Solowerk "Welcome to my nightmare", ein Konzeptalbum, dessen atmosphärische Hardrock-Songs durch die Albträume eines Jungen namens Steven führten. 26 Jahre und 26 Alben später kehrt Cooper nun mit "Welcome 2 my nightmare" zu seinem erfolgreichsten Albtraum zurück.

Das Konzept als musikalischer Freddy Krueger bleibt ihm wie auf den Leib geschneidert. "Welcome 2 my nightmare" knüpft dann auch ganz selbstverständlich an den mehr als zweieinhalb Dekaden zurückliegenden Vorgänger an: Das prägnante Klavierthema vom damaligen "Steven" läutet im Opener "I am made of you" die Zeitreise in die 1970er ein, die aber schon kurz darauf mit Coopers elektronisch verfremdeter Stimme zu holpern beginnt. Im Gegensatz zu "Welcome to my nightmare" ist der Nachfolger hochglänzend und satt produziert und auch die Songs selbst halten sich längst nicht so eng an den alten Hardrock-Sound.

Neben erwartbaren Stücken wie der Mötley-Crüe-Anlehnung "Caffeine" oder dem Rummelplatz-Horror von "Last man on earth", den auch Tom Waits so hätte herauskrächzen können, experimentiert Cooper auch in unverständliche Richtungen: Das völlig überdrehte "Disco bloodbath forever" macht ja sogar Laune, wie es zwischen Synthie-Discobeat, Männerchor und einem rappenden Cooper changiert und dann plötzlich mit der sich überschlagenden Rockgitarre von John 5 (ehemals Marilyn Manson) endet. Auf den Country-Rocker "A runaway train" mit Country-Star Vince Gill oder das an Kid Rock erinnernde "I gotta get outta here" hat aber ebenso wenig jemand gewartet, wie auf eine Kollaboration von Shock-Rock und Bratz-Pop in Form des Duetts "What baby wants" mit Pop-Göre Ke$ha.

Abgesehen davon hat sich Cooper mit einer Mannschaft aus etlichen alten Weggefährten - Rob Zombie beispielsweise hat in "The congregation" einen Sprechpart - für "Welcome 2 my nightmare" erfolgreich durch die Rockgeschichte geklaut. Für "I'll bite your face off" haben die Rolling Stones sicher schon einen Scheck erhalten, und "Ghouls gone wild" hat Cooper von Eddie Cochran und Jerry Lee Lewis geborgt und aufgebohrt. Dazu passt dann auch das nette Cover des 1965er Hits "We gotta get out of this place" von The Animals, das als Bonustrack anhängt. Die Klasse seines Vorgängers erreicht "Welcome 2 my nightmare" mit all dem bei weitem nicht. Eher ist es ein schrulliges, launiges Alterswerk, das für ein paar schräge Experimente auf eine geschlossene Atmosphäre pfeift. Böse sein kann man Cooper dafür nicht: Er wirkt einfach viel zu nett. Ein Kompliment für den Menschen, ein Problem für den Shock-Rocker.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I am made of you
  • Last man on earth
  • Disco bloodbath forever

Tracklist

  1. I am made of you
  2. Caffeine
  3. The nightmare returns
  4. A runaway train
  5. last man on earth
  6. The congregation
  7. I'll bite your face off
  8. Disco bloodbath boogie forever
  9. Ghouls gone wild
  10. Something to remember me by
  11. When hell comes home
  12. What baby wants
  13. I gotta get outta here
  14. The underture
  15. We gotta get out of this place (Bonus track)
Gesamtspielzeit: 56:06 min

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