
Bombay Bicycle Club - A different kind of fix
Island / UniversalVÖ: 02.09.2011
Fixe Ideen
Schon wieder sechs Punkte für Bombay Bicycle Club? Und vor allem: Schon wieder ein Album von denen? Kam das letzte nicht gerade raus? Ein gutes Jahr erst liegt der Akustik-Trip "Flaws" zurück, bei dessen Erscheinen wiederum noch der Erstling "I had the blues, but I shook them loose" in den Ohren kitzelte. Den Strom haben die Londoner Indie-Lieblinge mittlerweile wieder angeschlossen und spinnen den Gedanken des Debüts konsequent weiter: Mit "A different kind of fix" bauen sie sich ein musikalisches Spieleparadies, das die Standardausstattung mit Loops, Samples und unerwarteten Wendungen aufmotzt.
Wenn der Opener "How can you swallow so much sleep" seine Zelte zunächst tief in den Wäldern der Fleet Foxes aufzuschlagen scheint, ist das nichts als ein Täuschungsmanöver: Nach einer halben Minute schrecken beherzte Schläge das Idyll aus Chor und Gitarre auf und führen es resolut hinter eine glitzernde Klangwand. Auch die Melodieinstrumente wissen auf diesem rhythmisch geprägten Album, wie man für Drive sorgt - die Kehrseite ist das harmonische Gerüst, das nicht immer trägt, wenn das Perkussive einmal zurücktritt. "What you want" zum Beispiel hängt irgendwie in der Luft, als wüssten die Musiker selbst nicht recht, in welche Richtung sie den Song schleppen sollen. Immerhin: Auch dieses Mal dürften nicht wenige Kollegen Bombay Bicycle Club darum beneiden, wie sie hinter dem Rücken von klassischem Indie-Gefrickel wie "Your eyes" auch immer wieder in einen unberechenbaren Ideenfundus greifen - etwa, wenn die Vorab-Single "Shuffle" mit einer quirligen Klavier-Hookline aufwartet, die auch den standfestesten Hörer schwindelig spielt.
"Favourite day" schaukelt sich mit Marschrhythmus, verspielten Klimperhäppchen und Streichern in nervöse Psychedelic-Sphären hoch, "Lights out, words gone" ist als zweite Auskopplung eine wiederum sichere Bank und groovt in bester Phoenix-Manier um eingängige Klangfetzen herum. Nicht das einzige Stück, das zwischen leichtfüßigem Tänzeln und nervösem Zappeln wirbelt: Trotz fast schon unverschämt statischer Hooklines erscheint alles weniger fix als ständig in Bewegung. Es bleibt die Ausnahme, wenn Jack Steadman auf "Bad timing" den Wave-Misanthropen alter Schule gibt oder zum Abschluss mit "Still" eine Falsett-Piano-Elegie hervorzaubert, als hätte jemand die Melancholie aus sämtlichen Coldplay- und The Verve-Balladen in ein Stück ausgewrungen und mit etwas Ambient-Stimmung verrührt. Selbst "Beggars", das die Folk-Maskerade vom Anfang wiederholt, überzieht bald ein ruheloser Shoegaze-Film - eine der reizvollsten Liaisons dieses Albums. Die großen Stärken und kleinen Schwächen liegen somit nah beieinander: Das Eigene, Unverwechselbare tritt nicht immer hervor, wenn Bombay Bicycle Club mit Assoziationen jonglieren. Und doch lässt man sich auch von ihrem drittem Album nur zu gern den Herbstblues abschütteln.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Shuffle
- Beggars
- Still
Tracklist
- How can you swallow so much sleep
- Bad timing
- Your eyes
- Lights out, words gone
- Take the right one
- Shuffle
- Beggars
- Leave it
- Fracture
- What you want
- Favourite day
- Still
Referenzen
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