Atmosphere - The family sign

Rhymesayers / Rough Trade
VÖ: 03.06.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Lausbuben

Atmosphere waren seit jeher so etwas wie die SpVgg Greuther Fürth des Underground-HipHop: immer in der Spitzengruppe, ein sogenannter "Geheimfavorit", doch der endgültige Aufstieg in die Bel Etage ist ihnen bis heute verwehrt geblieben. Und das trotz tadelloser Alben. Während andere Independent-HipHop-Acts wie Why? längst nicht mehr HipHop spielen, bleiben sich Atmosphere indes treu: klassische Beats und - um Himmelswillen - bloß keinen Schnickschnack! "The family sign", die sechste Platte des Duos, enthält demzufolge auch keine Ausflüge in den Waldschrat-Folk. Keine Psycho-Massaker. Kein elektronisches Tralala. Hier ist alles real.

Da muss man natürlich auch erst mal draufkommen - alle hypermodernen Möglichkeiten aussparen, Beats und Klavier als Grundlage nehmen, darüber dann mit der gebotenen Ernsthaftigkeit über (echte) familiäre Probleme rappen. Irgendwie ist diese unprätentiöse Geradlinigkeit erfrischend altmodisch. Übrigens sollte noch erwähnt werden, dass das Album sehr liebevoll aufgemacht ist. Pathetisch ausgedrückt: Hier wird noch mit Liebe gekocht, man spürt die Leidenschaft und den Elan, der in den vierzehn Stücken steckt.

"The family sign" ist natürlich eine sehr nachdenkliche LP, so wie man es von Atmosphere erwartet. Es geht um Tod und Liebe und Familie und all die Sachen, die den coolen Menschen offensichtlich zu peinlich sind. "As far back as he cares to remember / He used to see his old man lose the temper and momma's pretty face would catch it all / On a regular basis the nest would fall." Innerhäusliche Dramen werden hier kalt serviert. Bei all dem Blut, den Tränen und dem Schweiß, vergossen in diesen Songs, kann dem Hörer schon mal schwindlig werden. Diesem Risiko sollte man sich jedoch stellen.

Dann gibt es noch diese Geschichten, die sich aus dem schnöden Alltag ergeben. Begebenheiten, die unentwegt überall lauern. Etwa Small Talk mit Menschen, die man jahrelang nicht gesehen und nun auch wirklich nicht vermisst hat: "Tell me about L.A! Huh? You don't live in L.A.? / Hold up, wait, wait, wait, Chicago! How's Chicago? / What? No? Well, where're you living then? / Oh, my fault, please forgive me, bad memory." Atmosphere dröseln den ganzen Quatsch auf, sammeln die über Lebern laufende Läuse und zeigen sich ganz und gar nicht nachgiebig: "It's not that tragic / It's not a shame / You're not the hunted / You're not the aim." Futter für die Underdogs!

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The last to say
  • She's enough
  • Who I'll never be
  • My notes

Tracklist

  1. My key
  2. The last to say
  3. Became
  4. Just for show
  5. She's enough
  6. Bad bad daddy
  7. Millennium dodo
  8. Who I'll never be
  9. I don't need brighter days
  10. Ain't nobody
  11. Your name here
  12. If you can save me now
  13. Something so
  14. My notes
Gesamtspielzeit: 51:06 min

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erke

2011-06-08 17:45:28

wer hat sie?is se gut?
und gibts hier ne rezi dazu?

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