Communic - The bottom deep
Nuclear Blast / WarnerVÖ: 22.07.2011
Die Gipfelstürmer
Im Grunde genommen hatten Communic die besten Voraussetzungen für einen Zusammenbruch. Nachdem die ersten zwei Platten progressiven Metal auf allerhöchstem Niveau boten, schien der Druck für die Norweger mit dem "nur" guten "Payment of existence" zu groß geworden zu sein. Zusammen mit den ständig wiederkehrenden Nevermore-Vergleichen wäre es also ein Leichtes gewesen, die Band als Kopisten abzutun. Und während die vermeintlichen Vorbilder nach dem Ausstieg von Gitarrist Jeff Loomis und Drummer Van Williams nun offensichtlich Geschichte sind, haben sich Communic ganze drei Jahre Zeit für "The bottom deep" gelassen.
Schnell wird klar, dass die Herren um Sänger und Gitarrist Oddleif Stensland die lange Zeit tatsächlich gut genutzt haben, wartet "Facing tomorrow" doch mit den gleichen Markenzeichen auf, die insbesondere das Debüt zu einem Meilenstein modernen Metals gemacht haben: Wuchtige, aber dennoch fein ziselierte Riffs in einem Spannungsfeld zwischen Ausflippen im Moshpit und ungläubigem Staunen treffen auf eine stets vorhandene unterschwellige Schwermut, die vom nach wie vor brillanten Gesang Stenslands getragen wird.
Nicht zuletzt durch die kompakteren, gegenüber dem Vorgänger durchschnittlich zwei Minuten kürzeren Songs weiß sich die Band im weiteren Verlauf sogar noch zu steigern. Sei es nun im monumentalen Refrain von "Flood river flood" oder beim Prog-Gewitter "Voyage of discovery", das auch Dream Theater nur in Höchstform hinkriegen würden - nach wenigen Durchgängen scheint es, als seien die Norweger nie wirklich abgetaucht.
Wenn der Hörer dann gegen Ende der Meinung ist, nun könne ihn wirklich nichts mehr überraschen, wird es düster. Ergreifend. Packend. Denn mit den abschließenden zwei Songs versucht Stensland, den Tod einer ihm sehr nahestehenden Person zu verarbeiten. Ob es ihm psychisch gelingt, ist seine Privatsache, aber aus diesem Schicksalsschlag heraus entsteht mit "Wayward soul" das faszinierendste Stück Musik, das Stensland bislang geschaffen hat. Und beim zu Tränen rührenden Titeltrack wird endgültig klar, dass die Norweger wieder einmal Großes vollbracht haben. Nach der kleinen Talsohle von "Payment of existence" sind Communic mit "The bottom deep" endgültig in der absoluten Spitzengruppe angekommen - und nehmen damit den vakanten Platz von Nevermore ein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Flood river flood
- Voyage of discovery
- Wayward soul
- The bottom deep
Tracklist
- Facing tomorrow
- Denial
- Flood river blood
- Voyage of discovery
- In silence with my scars
- My fallen
- Destroyer of bloodlines
- Wayward soul
- The bottom deep
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