August Burns Red - Leveler

Hassle / Soulfood
VÖ: 24.06.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Alles Sense

Das Licht ihres Lebens ist Gott, aber als Inspiration für ihr künstlerisches Schaffen sind August Burns Red einmal mehr am düsteren Ende der menschlichen Existenz fündig geworden: Mit Gevatter Tod als dem großen Gleichmacher, dem "Leveler", hat sich die christliche Metalcore-Institution ein Motiv für ihr viertes Album gewählt, das sich sowohl im Metal als auch in der Religion großer Aufmerksamkeit erfreut. In beiden "Genres" kommt das Lebensende nicht selten als alles nivellierende Naturkatastrophe daher, und auch August Burns Red machen sich mit ihrem aktuellen Album Gedanken über Schuld und Sühne, Leben und Tod, und was ihr Gott eigentlich von all dem menschlichen Fehlverhalten hält - nicht zufällig zeigt das Cover des Albums ein Haus, das offenbar ein Unwetter niedergerissen hat.

Seltsamerweise klingen die üblichen Versatzstücke des relativ ausgereizten Metalcore-Genres bei der Band aus Pennsylvania alles andere als tot und gleichgemacht. Im Gegenteil strotzt "Leveler" nur so vor Kraft, wie ein Sturm fegt das Album selbst aus den Boxen, in einer Tour hagelt es Riffs und Gitarrenleads auf den Hörer, die Double-Bass donnert ohne Gnade, das markerschütternd brüllende Organ von Sänger Jake Luhrs wird zum Orkan. Die schiere Urgewalt trifft dabei auf Melodien, die so suchterzeugend und amerikanisch sind wie Kaugummi. Das Ergebnis ist einerseits exzellent für eine junge, sehnsüchtige Zielgruppe inszeniert, August Burns Red sind so etwas wie die Posterboys des Metalcore. Passagen wie der perfekt zugespitzte Einpeitsch-Monolog und der folgende instrumentale Wut-Kollaps in "Salt and light" scheinen jedenfalls wie dafür gemacht, das Live-Publikum in Kürze zu diesem Sound in der Wall of Death zerbersten zu lassen. Auch sonst finden sich im akustischen Dauerfeuer von "Leveler" - ganz konkret insbesondere im Titeltrack - immer wieder Stellen, die zum Fäuste recken, mitklatschen oder mitsingen einladen.

Andererseits wirken August Burns Red dabei immer emotional aufrichtig und verlassen sich nicht ausschließlich auf den technisch anspruchsvollen, aber musikalisch eher beschränkten Setzkasten des Metalcore. Immer wieder blickt die Band über den Tellerrand, und noch bevor er es richtig mitbekommt, hat die Band dem auf die Charts-kompatible Ultrabrutalität von "40 nights" oder "Poor millionaire" geeichten Hörer in "Internal cannon" gleich zweimal einen Samba-Part untergeschoben. "Cutting the ties" wiederum ächzt sich in einen Breakdown hinein, eskaliert dann plötzlich mit dem Weißen in den Augen in einem Blast-Part, nur um anschließend wieder behäbig weiter zu schreien. Hier und da schleichen sich sogar im Kontext von Metalcore als akustisch zu bezeichnende Parts ein, die das Gehämmer von "Carpe diem" mit einem melancholisch vorwärtsfließenden Slide-Solo auflockern und dennoch Platz für Ausflüge in den Melodic Death Metal lassen. Und da ist er dann wieder, der Sensenmann. Der nicht nur alles gleich, sondern seinen Job mitunter sehr gut macht. Bei diesem Album zum Beispiel.

(Dennis Drögemüller)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Internal cannon
  • Carpe diem
  • Salt and light

Tracklist

  1. Empire
  2. Internal cannon
  3. Divisions
  4. Cutting the ties
  5. Pangaea
  6. Carpe diem
  7. 40 nights
  8. Salt and light
  9. Poor millionaire
  10. 1-16-2011
  11. Boys of fall
  12. Leveler
Gesamtspielzeit: 48:06 min

Im Forum kommentieren

regger

2023-07-20 14:56:23

Bockstarkes Ding. Mit Carpe Diem eines meiner Lieblingslieder der Band drauf. Die Brachialität gepaart mit melodiöse Gitarrenbogen sind einfach nur genial und für mich in dem Genre einzigartig.

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum