Shabazz Palaces - Black up

Sub Pop / Cargo
VÖ: 01.07.2011
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Future perfect

Die Historiker sind sich nicht einig. Die Golden Era des HipHop kann zumindest grob vom Ende der Achtziger bis weit in die Neunziger verortet werden. An bestimmten Daten will sich ja keiner festklammern. Also, genau in diese Zeit fällt auch die Veröffentlichung des Debüts der Digable Planets im Jahr 1993, das ein beliebtes Rad von Jazz zu Rap und zurück schlug. Doch so schnell wie das Trio damals auftauchte, verschwand es wieder. Eine offizielle Auflösung gab es, an der Reunion wird offenbar gefeilt. Das Entscheidene ist aber, dass Rapper Ishmael "Butterfly" Butler aus Seattle in der Zeit nach den Digable Planets am Ball bleibt. Wenn auch in einem sehr entspannten Veröffentlichungsrhythmus. Neben dem Projekt Cherrywine kommt dabei vor zwei Jahren die Beatschreinerei Shabazz Palaces mit dem afrikanischen Perkussionist Tendai Maraire bei rum.

Zwei EPs verrieten seitdem, dass sich in diesem Sound mehr Winkel und Latten als in einem Baumarkt befinden. Und auch auf "Black up" gibt es immer was zu tun. Dieses Debüt strahlt eine formelhafte Raffinesse aus, die sich in Spiritualität und Futurismus verflüchtigt. Die entworfenen Linien von "Youlogy" laufen in ein schräges Sample ein. Der Beat pumpt wie ein Hirschkäfer kurz vorm Start. Ishmaels Stimme schwimmt, verzerrt und verschiebt sich. Der Flow wird über die halluzinatorische Kulisse geschaffen. Einen Rhythmus wie in "A treatease dedicated to The Avian Airess from North East Nubis (1000 questions, 1 answer)" würden nur die wenigsten Rapper überhaupt beherrschen. Und ein Mitteilungsbedürfnis haben Shabazz Palaces sowieso nur bedingt. Butlers Rhymes kreisen ums Licht von Sternen und vom Mond, um Selbstfindung, afro-amerikanisches Selbstverständnis und künstlerisches Schaffen. Einleuchtend ist das nur selten. "It's a feeling" konstatiert zu Piano und Sphäre "Are you... Can you... Were you? (Felt)" und auf mehr kann man sich bei "Black up" kaum verlassen.

Entfernte Erinnerungen an den Roster von Brainfeeder und Def Jux drängen sich auf. Ishmael und Dai haben ihre Tracks aber zu sehr gefeilt, als dass sich eindeutige Referenzen einbrennen. Der grollende Bass, die kastrierten Melodien, die krummen Takte kreisen um dieses funkelnde Gebilde. "Black up" ist eine dieser Platten, die in den ersten Durchgängen nur fordern. Dinger wie "Yeah you" fressen sich durchs Innenohr bis ins Stammhirn. Der entstellte Beat von "An echo from the hosts that profess infinitum" kommt diesem Wahnsinn so nah wie sonst keine Stelle in diesen knapp vierzig Minuten. Abgesteckte Koordinaten braucht "Black up" nicht. Jazz und HipHop sind nur der Nährboden für die Geister, die Shabazz Palaces rufen. Erst "Swerve... the reeping of all that is worthwhile (Noir not withstanding)" streichelt das geschundene dritte Auge. Der Albtraum verkehrt sich in Sekunden zur Schönheit. Das Mantra schält sich aus dem Ritual. Die Kälte strahlt, und die Leere beginnt sich langsam zu füllen. Der Glanz am Ende des Tunnels, es ist ein Topf voll Gold.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Free press and curl
  • A treatease dedicated to The Avian Airess from North East Nubis (1000 questions, 1 answer)
  • Endeavors for Never (The last time we spoke you said you were not here. I saw you though.)

Tracklist

  1. Free press and curl
  2. An echo from the hosts that profess infinitum
  3. Are you... Can you... Were you? (Felt)
  4. A treatease dedicated to The Avian Airess from North East Nubis (1000 questions, 1 answer)
  5. Youlogy
  6. Endeavors for Never (The last time we spoke you said you were not here. I saw you though.)
  7. Recollections of the wraith
  8. The King's new clothes were made by his own hands
  9. Yeah you
  10. Swerve... the reeping of all that is worthwhile (Noir not withstanding)
Gesamtspielzeit: 37:01 min

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