Devin Townsend Project - Ghost

InsideOut / EMI
VÖ: 17.06.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Kühler Kopf

Zeit seiner Karriere hatte Devin Townsend - wahrlich nicht zu Unrecht - den Ruf des freundlichen Irren. Mit einer sogenannten Frisur in der Optik eines explodierten Kopfkissens gerierte er sich als verrückter Professor des Metal. Dass dieser hibbelige Typ irgendwann ankündigte, er werde als Abschluss seines Vier-Platten-Projekts, mit dem er mit seiner Vergangenheit klar Schiff machen wollte, ein rein akustisches Ambient-Album aufnehmen, konnte und wollte damals niemand wirklich ernst nehmen.

Dass das Devin Townsend Project einen zutiefst eigennützigen Zweck hat, allerdings auch nicht. Zum einen hat Townsend mit so großartigen Alben in der Diskographie jedoch das verdammte Recht dazu, zum anderen ist dieser Zyklus die (hoffentlich) finale Abrechnung mit seiner drogenvernebelten Vergangenheit. Passend dazu klingt "Ghost" zu jeder Sekunde wie ein Epilog - man kann förmlich die Zeilen des Abspanns lesen. Und insbesondere nach dem Inferno "Deconstruction" tut solche Entspannung auch bitter Not.

Wenn sanft perlende Ambient-Landschaften und fluffige Keyboard-Teppiche die musikalische Zukunft Townsends sein sollten, dann wird er jede Menge alte Fans vor den Kopf stoßen, so viel ist mal sicher. Aber er macht seine Sache so gut, dass er die Aufgeschlossenen, die Neugierigen problemlos auf den neuen Weg mitnimmt. Seine größten Momente hat "Ghost" dabei im Mittelteil. Nachdem Townsend im Titelstück und bei "Blackberry" den Hippie in sich zu Wort kommen lässt, muss sich das wunderschön perlende "Monsoon" hinter den Werken von Ambient-Königen wie Aphex Twin weiß Gott nicht verstecken. Aber auch das zum Heulen schöne "Infinite ocean" lädt zum Davonschweben ein.

So absurd es auch klingen mag: "Ghost" dürfte das schwierigste dieses Vier-Alben-Zyklus sein. Denn die völlige Abwesenheit von Haken und Ösen zwingt den Hörer zum tieferen Eintauchen, strengt trotz der extrem zurückgelehnten Klänge an. Sicherlich muss es Teil der tieferen Erkenntnis sein, "Ki", "Addicted!", "Deconstruction" und "Ghost" am Stück zu hören. Nur so wird jede Platte die Wirkung entfalten, die Townsend sich von ihr erwartet. Die Katharsis, der erste Teil seines neuen Weges, ist mit "Ghost" vollbracht. Man darf gespannt sein, was sich einer der wohl kreativsten und gleichzeitig undurchdringlichsten Köpfe der Musikszene in Zukunft einfallen lassen wird.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ghost
  • Monsoon
  • Infinite ocean

Tracklist

  1. Fly
  2. Heart baby
  3. Feather
  4. Kawaii
  5. Ghost
  6. Blackberry
  7. Monsoon
  8. Dark matters
  9. Texada
  10. Seams
  11. Infinite ocean
  12. As you were
Gesamtspielzeit: 72:44 min

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