My Morning Jacket - Circuital

V2 / Cooperative / Universal
VÖ: 03.06.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Mit großen Augen

Das Cover von "Evil urges" war ja eher unschön. Das Artwork des sechsten Albums von My Morning Jacket steht dem in nichts nach: Auch "Circuital" hätte ein freundlicheres Gesicht verdient. Doch lohnt sich bei dieser Band immer ein zweiter Blick, erst recht, wenn unter dieser bescheidenen Hülle so schöne Songs wie "Slow slow tune" oder "You wanna freak out" darauf warten, ausgegraben zu werden. My Morning Jacket würden es zwar nicht zugeben, aber mit "Circuital"kehren sie zurück zu ihren Ursprüngen - zu weicher Psychedelia, zu Soul und Classic Rock. Von der Hektik des Vorgängers ist nichts mehr zu hören.

Die Eröffnung ist nicht zufällig gewählt: Ein mantraartiger Song, der sich gelassen aufbaut und durch den zurückhaltenden Gesang von Jim James an Spannung gewinnt. "Victory dance" gleitet vor sich hin und bereitet den Hörer auf ein abwechslungsreiches, stellenweise gewaltiges Album vor. Auch ein Americana-Monster wie das folgende Titelstück hätte man My Morning Jacket nicht mehr zugetraut - Intro und Outro hätten selbst Pink Floyd auf "Animals" gebrauchen können. Alle Songs klingen sehr dicht und beinahe klassisch.

Mit "Wonderful (The way I feel)" kehrt die Band endgültig zu ihrer musikalischen Sozialisierung zurück. Eine Akustische, eine Slidegitarre und ein flehender Männerchor machen aus diesem kleinen Liebeslied einen Herzensbrecher nach Art eines verlorenen Klassikers von Crosby, Stills & Nash. Dass das Quintett dieses Album in Kentucky eingespielt hat und sich von den Grasweiden und vielen Sonnenstunden hat treiben lassen, hört man jeder Note an - so viel Gelassenheit und Entschleunigung lässt den Tag in Zeitlupe ablaufen. Das ist ein Stück Lebensqualität, die einem My Morning Jacket auf einem samtenen Teppich servieren.

Mit dem Retro-Soul von "Holding on to black metal" beschwört die Band fiese Siebziger-Gangsterfilm-Stimmung herauf, die gleichzeitig verschmitzt und großartig klingt - zu diesem Song sollten Kirmesboxer in den Ring einziehen. Es ist der Größe von My Morning Jacket zu verdanken, dass so verschiedene Songs miteinander verschmelzen und ein homogenes, spannungsgeladenes und atmosphärisch dichtes Album heranwachsen kann. Jedes Stück ist so besonders, dass man es herausstellen möchte, doch "Circuital" ist noch größer als die einzelnen Teile. Und so etwas schaffen nur die ganz Großen.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Wonderful (The way I feel)
  • You wanna freak out
  • Slow slow tune

Tracklist

  1. Victory dance
  2. Circuital
  3. The day is coming
  4. Wonderful (The way I feel)
  5. Outta my system
  6. Holding on to black metal
  7. First light
  8. You wanna freak out
  9. Slow slow tune
  10. Movin' away
Gesamtspielzeit: 45:42 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2014-03-10 19:38:36

Klasse Album.

KOmmt mal wieder was neues?

The MACHINA of God

2011-10-15 17:49:39

fleet foxes für arme.

Wie ein Freund mal schön sagte: "Fleet Foxes mit Instrumenten."

Soup Dragon

2011-10-03 15:26:38

Stark unterschätztes Album.

IFart

2011-06-10 09:52:11

Habe mir die okonokos im kleinen schwarzen bestellt.

WAS FÜR EINE PLADDEEEEEEEEE

kingsuede

2011-06-09 19:45:19

Habe mir die auf Vinyl besorgt. Und es lässt mich erstaunen, wie angetan ich von "Circuital" bin, wirklich gut.

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