Heather Nova - 300 days at sea
Ministry Of Sound / WarnerVÖ: 27.05.2011
Mast- und Schotbruch
Geschafft hat Heather Nova es ja eigentlich schon lange. Die Frau, die sich bereits in den Neunzigern als Singer/Songwriterin etablierte, kann seit Jahren im Grunde machen, worauf sie Lust hat. Einen Gedichtband mit dazugehörigem Album veröffentlichen, mit deutschen Trance-DJs zusammenarbeiten oder ein Akustikalbum aufnehmen - an ihr stört sich niemand wirklich. So kann man sich gut vorstellen, wie sie mit ihrer Familie zu Hause auf den Bermudas sitzt und ihre nächste irre verrückte Tat ersinnt. Und siehe da: Mit "300 days at sea" veröffentlicht die 43-Jährige mal wieder ein Konzeptalbum, diesmal zum Thema Meer. Schließlich wuchs die Nachfahrin von Piraten und Tochter verwegener Eltern auf einem Boot auf und befand sich schon oft auf großer Fahrt durch Atlantik und Karibik.
Traurig an dieser Geschichte: Das ist schon fast das Spannendste an "300 days at sea". Vom durchaus hörbaren Opener "Beautiful ride" abgesehen, der in den Strophen alles vorschriftsgemäß vertäut, um im Refrain dann zumindest im dritten Durchgang ein bißchen die Sau rauszulassen, tun sich die übrigen elf Songs etwas schwer. Das unheilschwangere "Save a little piece of tomorrow" nähert sich bedrohlich der Grenze der Monotonie, während das hektische "Do something that scares you" und die Ballade "Burning to love" träge über Bord gehen. "The good ship 'Moon'" erzählt mit Streicheruntermalung die Geschichte des Bootes, auf dem Klein-Heather einst lebte, und hat damit zumindest eine Entschuldigung für den arg kitschigen Eindruck, den der Song hinterlässt.
Ansonsten finden sich auf Novas mittlerweile achten Studioalbum allerlei Popnummern, die zu gut sind, um wirklich schlecht zu sein und zu schlecht, um wirklich gut zu sein. Oder anders gesagt: Vieles auf "300 days at sea" wirkt derart belanglos, dass man die Songs oft schon vergessen hat, bevor sie überhaupt zu Ende sind. Der rockige Pop von "I'd rather be" erinnert da noch am ehesten an vergangene, aber positiv in Erinnerung gebliebene Tage aus den Neunzigern, und auch der melancholische Abschluss "Stay" mit waschechten Strandrauschen am Anfang ist noch recht gut gelungen. Dazwischen offenbart sich aber leider immer wieder der Grund dafür, dass kaum jemand noch von Nova spricht: Zu oft ist sie mittlerweile einfach nicht mehr der Rede wert.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Beautiful ride
- I'd rather be
- Stay
Tracklist
- Beautiful ride
- Higher ground
- Stop the fire
- Save a little piece of tomorrow
- Everything changes
- Do something that scares you
- The good ship 'Moon'
- Turn the compass round
- Burning to love
- I'd rather be
- Until the race is run
- Stay
Referenzen
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