The Felice Brothers - Celebration, Florida

Loose / Rough Trade
VÖ: 20.05.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

The good, the bad and The Felice Brothers

Wenn man für das Gute kämpft, kann es leicht geschehen, dass man über das Ziel hinausschießt und Taten vollbringt, auf die man nicht unbedingt stolz sein kann. In den USA kennt man sich damit aus. Man sieht sich als Verteidiger der Demokratie sogar im Ausland, und dies mit gutem Recht, auch wenn man über die Wahl der Mittel ab und an streiten mag. Die Felice Brothers haben sich bislang als Meister des klassischen amerikanischen Folks bewiesen und sich als Erben eines gewissen Bob Dylan ausgezeichnet. Sie vertreten ihr Genre bestens, doch auf ihrem neuen Werk "Celebration, Florida" schlagen sie gern einmal über die Stränge und geben die wilden Rüpel, was dem Gesamtkonzept jedoch nicht unbedingt schadet. Aber dies scheint so beabsichtigt zu sein, immerhin ist mit dem Titel "Celebration, Florida" die 1994 von der Walt Disney Company entstandene Planstadt gemeint, die bekannt ist für ihren hochtechnisierten Luxus.

Schon zu Beginn wird überdeutlich, dass es hier um einiges rabiater zugeht als auf den Vorgängern "Yonder is the clock" und "The Felice Brothers". "Fire at the pageant" ist ein gewaltiger Song, der kurzen Prozess macht mit der vertrauten Harmonie. Diese Harmonie wird so schnell auch nicht wieder zurückgewonnen. "Honda Civic" gehört mit Akkordeon und Hörnern sicherlich zum Wahnwitzigsten, was die beiden Brüder Ian und James Felice mit ihrer Kompanie bislang vollbracht haben. Ian singt über einen mysteriösen Vorfall in einem Honda Civic, was man bloß lächelnd abnicken kann. Wenigstens bescheren die Felice Brothers dem Hörer in "Oliver Stone" ein paar bedächtigere Momente. Der Song über den bekannten Regisseur gleitet gemächlich dahin und ist eine Ode an eine vergangene Zeit, so wie man es von einigen früheren Kompositionen gewohnt ist.

Den Felice Brothers ist es fast ausnahmslos gelungen, ein makelloses Terrain zwischen Vaudeville-Atmosphäre und suburbaner Paranoia, zwischen behutsamen Klavier- und Streichereinsätzen und unkontrollierten Gitarrenausbrüchen abzustecken. Aber eben nur fast. Die Vorabsingle "Ponzi" übertreibt das gefährliche Spiel zwischen den Welten. Es driftet in einen Electroclash mit Synthesizern ab, was man so nicht erwarten konnte. Diesen abseitigen Luxus können sich die Jungs jedoch leisten. Spätestens mit "Dallas" ist man zurück in der Spur und zu den üblichen Verdächtigen als Vorbilder zurückgekehrt. Da hat man somit nicht viel falsch gemacht.

Am Ende erkennt man gar, dass trotz aller Heterogenität und Ausflüchte in fremde Gefilde das Gute siegt: "River Jordan, won't you wake my pharoah / So he can teach my people / To walk the straight and narrow." Worte, die Großes ankündigen. Mit dem abschließenden "River Jordan" werden biblische Klänge angeschlagen, welche einzelne merkwürdige Momente auf "Celebration, Florida vergessen machen. Es fügt schlicht eine weitere sehr gute Episode in das Gesamtgefüge dieser großartigen Band hinzu.

(Carsten Rehbein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Fire at the pageant
  • Honda Civic
  • Oliver Stone
  • River Jordan

Tracklist

  1. Fire at the pageant
  2. Container ship
  3. Honda Civic
  4. Oliver Stone
  5. Ponzi
  6. Back in the dancehalls
  7. Dallas
  8. Cus's catskill gym
  9. Refrain
  10. Best I ever had
  11. River Jordan
Gesamtspielzeit: 47:51 min

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