The Electric Club - Come sing along

Supermodern / Indigo
VÖ: 12.02.2002
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Achtung Kabel!

Draußen in der Provinz ist die Welt noch in Ordnung. Irgendwo im unterfränkischen Niemandsland geht alles ein bißchen gemütlicher zu als in der hektischen Großstadt. Die Orte heißen Vierkirchen oder Holzhausen, das Essen kommt frisch vom Bauernhof und ab und zu kann man beobachten, wie sich Fuchs und Hase draußen auf den Feldern gute Nacht sagen. Klar, für jugendliche Nachtschwärmer ist hier nicht viel geboten, aber immerhin gibt es den kleinen Club an der Ecke. Der Laden ist gemütlich eingerichtet, das Bier kostet nur zwei Mark (Mit der Umstellung auf Euro lassen wir uns Zeit), und die altersschwache Jukebox knarzt gemütlich im Takt.

Heute jedoch darf sie ein wohlverdientes Päuschen einlegen, denn vier Jungs aus Werneck haben ihren großen Auftritt. Nach langen Sessions in ihrem Studio, das sie sich drüben in der alten Scheune eingerichtet haben, steht jetzt die Präsentation von neuen Songs an. Die Bude ist gerammelt voll, denn wenn der Thomas, der Olaf, der André und der Philipp ein Konzert geben ist das ja allaweil \'ne nette Sache. Mit \"Everything\'s completeley new\" kündigen sie ihr neues Material an und rocken gleich gut gelaunt los. Die Gitarren schrammeln, der Baß knarzt und die eingängigen Hooks hüpfen angenehm ins Ohr.

Langsam bewegen sich auch die Zuschauer vor die Bühne und schütteln Kopf und Tanzbein. Erst jetzt fällt auf, dass sich ein Typ im Publikum befindet, den man hier noch nie gesehen hat. Sonst kennt man ja die Gesichter, die hier ein- und auskehren, aber dieser Anzugträger mit seinem dicken Notizbuch ist ein völlig neuer Anblick! Kann ja auch keiner wissen, dass der Typ ein Talentscout von einer Plattenfirma ist! Er ist heute stundenlang per Auto über öde Felder und Landstraßen gebrettert, um sich The Electric Club mal live anzuschauen. Mit Provinzbands hat er ganz gute Erfahrungen gemacht, vor allem mit Combos aus der Würzburger Gegend. Die können ordentlich verkaufen, weiß er, während er sich eifrig Notizen macht.

Auf der Bühne geht\'s derweil beschaulischer zu. Nach einigen britisch eingefärbten Popsongs, die gelegentlich ins Monotone abdriften gibt\'s gegen Ende auch ruhigere Stücke wie \"Splendid days\" und \"Just like a pilot\" zu hören, bis sich schließlich doch alle einig sind - hey, die Jungs haben was drauf und sind mit ganzem Herzblut bei der Sache. Auch der Label-Scout ist zufrieden. Wird Zeit, daß die Jungs einen Vertrag kriegen, denkt er sich. Einen Albumtitel hätte er auch schon parat: \"\'Come sing along\', Release im Früjahr 2002\" notiert er sich in sein ledernes Filofax. \"Ihr habt Potential. Willkommen im Club!\", verkündet er, als die vier Jungs von nebenan gerade ihre Gitarren ausstöpseln und der Dame hinter dem Tresen zuwinken. So oder so ähnlich könnte es gelaufen sein. Nein, so muß es schon beinahe gelaufen sein. Und weiter draußen auf dem Feld sagen sich wie jeden Tag Fuchs und Hase gute Nacht. Die Provinz lebt.

(Christof Nikolai)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Everything\'s completely new
  • Ain\'t that a lot of rock
  • Splendid days
  • Just like a pilot

Tracklist

  1. Everything's completely new
  2. Try to sing along
  3. Ain't that a lot of rock
  4. Hello hello
  5. Dream is over
  6. Mrs Sandman
  7. When all love breaks loose
  8. So
  9. Splendid days
  10. Love is in the air
  11. Just like a pilot
  12. World from here
Gesamtspielzeit: 42:40 min

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv