Arrested Development - STRONG
Vagabond / Ioda DigitalVÖ: 20.05.2011
Locker über 30
Okay, es dauerte nicht ganz drei Jahre, fünf Monate und zwei Tage, bis es "STRONG" schaffte, auch in Deutschland zu erscheinen. Doch schon 2009 war die sechste Platte des Rap-Kollektivs um Speech in Japan zu erhalten. Dort ist die Band nämlich überaus erfolgreich und bekannt. Die Wartezeit tut der Musik aber nichts, denn Arrested Development gaben immer wenig auf Trends. Was einst als die hoffnungsvolle Opposition zum Gangster-Sound Anfang der Neunziger gestartet war, ist längst in seiner eigenen Zeitlosigkeit angekommen. HipHop und Weltmusik-Gestus verschmelzen zu einem beständigen Groove, der sich durch die Tracks zieht. Dabei setzen Arrested Development auf einen organischen Sound, der sich aus einem drumgetriebenen Rhythmus speist. Das ist natürlich gefällig und geht wie eh und je einfach ins Ohr rein.
Das leichtfüßige "The trends" taucht etwa direkt auf die Sonnenliege. Ein paar Bläser dürfen um die Takte kreisen, bevor die Hook mal eben über die Musik purzelt. Flowtechnisch gehen die Rhymes bei der Nummer klar. Auch "Greener" ist so ein Ding mit einer unwiderstehlichen Schwerelosigkeit. Kein Wölkchen trübt diesen Song. Irgendwie liegen da zwischen Beat und Melodie noch die Spuren der Neunziger, und trotzdem wird auf Nostalgie verzichtet. Den Höhepunkt hat "STRONG" allerdings schon auf den ersten Metern. "Let your voice be heard" geht vor allem wegen seiner Gitarre nach vorne und lässt alles perfekt verschmelzen. Jedoch: Alles hat auch ein Ende und "STRONG" hat gleich zwei. "We rad we doin' it" schielt eindeutig auf die Tanzfläche und würde gerne mit ein paar tollen Eurotrash-Beats um sich werfen - geht aber natürlich nicht. Denn der konservierte Sound bedeutet auch, dass Schritte nur noch im eigenen Rahmen möglich sind. Sogar der offensichtliche Bruch, um dann die Regler noch mal nach oben zu drücken, ist da eingebaut. Nützt aber nicht viel.
Danach kommt dann mit "The world is changing" direkt wieder der Abspann. Gefühlsduselig schmiegt sich da die Musik aufs Trommelfell. Die Leichtigkeit verkehrt sich nach ein paar Tracks in die Popfalle. Auch das letzte bisschen Funk tut da nichts mehr zur Sache. Arrested Development waren mit ihrem Debüt zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Doch um ihrem Sound noch etwas Neues abzugewinnen, fehlt es an Feuer. Der vielbeschworene Titel "Freedom" wurde bei Jurassic 5 einst zum Kinnhaken, der mal eben die Kauleiste im Takt vibrieren ließ. Arrested Development fällt hingegen nicht mehr ein, als ein vollkommen egales und devotes Gospel-Geschmiere daraus zu machen. Mit Conscious Rap hat das nur noch wenig zu tun, sondern eher mit jedem Genre, dem ein "Contemporary" oder "Adult" davorgeklebt werden kann. Arrested Development sind an manchen Stellen dann doch einfach zu angestrengt unangestrengt. Locker um jeden Preis. Erwachsensein ist eben kein Kinderspiel.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Let your voice be heard
- The trends
Tracklist
- Bloody
- Let your voice be heard
- The trends
- Haters
- Any tree but that
- Greener
- Too much woman for ya
- La la la
- We rad we doin' it
- The world is changing
- Africa we thank ya
- Freedom
Referenzen
Spotify
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