Wild Beasts - Smother

Domino / GoodToGo
VÖ: 06.05.2011
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

In Traum-Haft

Irreführend ist er, der Bandname. Aber das ist ja nichts Neues, denn das war er im Grunde schon immer. Die weitestgehend domestizierten Wild Beasts aus dem 30.000-Seelen-Örtchen Kendal im Nordwesten Englands verfeinern auf ihrem dritten Studioalbum "Smother" nun jenen Stil, den sie schon auf dem Vorgänger "Two dancers" mit viel Leben und Seele füllten. Natürlich ist immer noch Sänger Hayden Thorpe mit seinem einnehmenden Falsett-Gesang der größte Trumpf auf der Hand der Band. Der verträumte, manchmal elegische Synthesizer-Pop kuschelt sich auf "Smother" perfekt um Thorpes in sich versunkene Texte. Die Wild Beasts erschaffen hier ein Album, das zwar auch aus hervorragenden Einzelteilen besteht, aber erst über die volle Distanz erkennbaren Sinn ergibt und seine ganze Tiefe offenbart.

Gleich im Opener haben die vier Briten alles eingekocht, was "Smother" so fabelhaft macht. Brummelnd kündigt sich zunächst mit "Lion's share" einer der besten Songs dieses an Highlights nicht gerade armen Albums an. Nach kurzer Zeit schwebt eine wunderschön entrückte Pianomelodie über die stolpernd-schwungvolle Szenerie und schaut sich das muntere Treiben aus einer gewissen Entfernung an. Und Thorpe macht natürlich das, was er am besten kann: leiden und schmachten, ganz ohne dabei aufdringlich zu werden. "Smother" wirkt in seiner gesamten Dramaturgie ungemein homogen. Am Ende sind es die kleinen Feinheiten, die jeden einzelnen Song behutsam in eine etwas andere Richtung drücken. Das anschließende "Bed of nails" etwa ist tanzbarer als "Lion's share" und verströmt eine etwas stickige 80er-Schwülstigkeit, die zum Glück nicht in einem überbordenden Refrain aufgelöst, sondern dauerhaft auf Spannung gehalten wird.

Der zweite große Höhepunkt nach dem Opener ist "Plaything", das sich von der Melodieseligkeit abwendet und mit einer wunderbar schleppenden Percussion-Abteilung glänzt. Diese erinnert sehr an den Trip-Hop von Massive Attack und strahlt dabei eine ungemein lässige Sexyness aus. Auch die erste Single "Albatross" verbindet den anziehenden Gesang mit hypnotisierenden Drums und legt oben drüber sogar noch eine luftig-leichte und umwerfende Melodie, die diesen Song abschließend veredelt. So wie es dieser Band tatsächlich mit jedem einzelnen Song gelingt. Jeder ist ein eigener kleiner Schatz, der mit etwas Aufmerksamkeit gehoben werden kann. Mit "Smother" veröffentlichen Wild Beasts somit bereits das dritte Studioalbum in Folge ohne jeglichen Fehltritt. Und nähern sich damit weiter der Perfektion. Es heißt, wer suchet der findet. Doch hier kann man suchen und suchen, es gibt ja doch nichts zu bekritteln. "Smother" ist eine einzige Liebeserklärung in zehn Akten an die Schönheit des Synthesizer-Pop in seiner anspruchsvolleren Ausführung. Bitte ewig weiterträumen.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Lion's share
  • Plaything
  • Albatross

Tracklist

  1. Lion's share
  2. Bed of nails
  3. Deeper
  4. Loop the loop
  5. Plaything
  6. Invisible
  7. Albatross
  8. Reach a bit further
  9. Burning
  10. End come to soon
Gesamtspielzeit: 42:08 min

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Nach Oben..

2014-06-15 09:39:53

Wer noch nicht gehöhrt, bitte.. nachholen.

musie

2012-03-09 14:12:27

hab das album erst jetzt entdeckt, mich hatte das hibbelige vom ersten album abgeschreckt. aber smother ist wirklich grossartig, irgendwo zwischen the xx (bass) und elbow (gesang). der frühling darf kommen.

volldruff

2011-08-14 15:40:49

Bislang meine Entdeckung des Jahres 2011.
Und ne super Drummer Leistung...

Einzelkind

2011-07-06 13:33:15

Auf jeden Fall das sexieste Album 2011. Plaything ist groß.

Soup Dragon

2011-06-28 22:22:22

Album des Jahres vielleicht. Mindestens aber Top 5.

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