The Sea And Cake - The moonlight butterfly
Thrill Jockey / Rough TradeVÖ: 13.05.2011
In aller Seelen Ruhe
Eine gute halbe Stunde Musik, aufgeteilt auf gerade einmal sieben Lieder - hat man Sound und Arrangements von The Sea And Cake im Hinterkopf, so lässt sich schon vermuten, die Mannen um Sam Prekop seien im Studio irgendwann einfach grundentspannt weggeschnorchelt, während das Aufnahmegerät immer weiter und weiter lief. Wurden irgendwann von der Putzhilfe vom Sofa gekugelt und reiben sich wohl noch heute die müden, müden Augen. So sind sie halt, die vier Chicagoer Urgesteine mit ihrem Post-Rock-Pop, und zwar auch auf ihrem zehnten Album "The moonlight butterfly". Dass auch in der Postproduktion niemand was gemerkt hat - nun, wer mag solchen Heroen der Seelenruhe schon widersprechen? Oder gar mit Fragen - jetzt Achtung - auf den Wecker gehen.
Dabei liegt es einzig und allein an "In keeping", dass "The moonlight butterfly" so aussieht wie das Album nun mal aussieht. Auf über zehn Minuten gibt es hier zunächst einen gütig voranhüpfenden, typischen The-Sea-And-Cake-Beat, der jedoch über seine eigentliche Spielzeit hinaus gehalten wird, dabei mehrmals anzieht und wieder abschwillt. Prekop singt seine Zeilen mit funkartiger Schärfe über die Harmonien, die aufgrund seiner äußerst legeren Stimme jedoch überhaupt nicht als solche ankommt. Zum Schluss konzentriert sich alles auf einen einzigen knisternden Loop - der allerdings auch schon von Beginn da gewesen ist, irgendwo tief unten, zunächst noch sehr verschlafen, dann jedoch ... etwas weniger verschlafen. Und auch der Hörer fragt sich, wo und vor allem in welchem Wachstadium er die letzten zehn Minuten verbracht hat. Doch wo und wie auch immer: Er hat sich äußerst wohl dabei gefühlt.
Ansonsten ist alles wie immer auf "The moonlight butterfly". Leichtes Delay zu "Lyric", leicht halbresonierende Gitarren zu "Covers", leicht dahinzuckelnde Rhythmik, leichte Elektronik, die wie ein leichter Sommerwind durch den Hintergrund weht: alles leicht, alles Atmosphäre, und alles erst recht kein Grund zur Aufregung. Dass The Sea And Cake dabei ein derart dichtes Stück Musik hinbekommen wie besagtes "Lyric", überrascht dann auch nicht weiter. Ganz wunderbar, wie hier zur Mitte das Schlagzeug hereinhoppelt, der Bass die Läufe herunterzieht und sich die Gitarren in akustische Kaskaden auflösen.
Spätestens wenn das behagliche "Monday" im ruhigen Fahrwassers seines Fade-Outs ganz langsam dahindämmert, legt auch der Hörer den Kopf zur Seite an die Beifahrertür - lässt die Lieder Lider sein, ruckelt sich noch einmal zurecht und driftet mit nur noch einem halbem Auge an sämtlichem Alltagsverkehr vorbei in ein luftiges Traumland. Was stand noch gleich auf dem letzten Schild? Ach ja: Willkommen in Relaxantien. Und: Bitte das Atmen nicht vergessen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Covers
- Lyric
- Inn keeping
Tracklist
- Covers
- Lyric
- The moonlight butterfly
- Up on the north shore
- Inn keeping
- Monday
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