Beastie Boys - Hot sauce committee pt. 2
Capitol / EMIVÖ: 29.04.2011
Die Feierwehr
Als Ende der Achtziger die Beastie Boys auf dem Schirm auftauchten, war die passende Schublade schnell ausgezogen. Rap mit Gitarre, dazu drei weiße Typen - das konnte ja mal so gar nicht gehen. Und dann wurde "Licensed to ill" das erfolgreichste HipHop-Teil des Jahrzehnts. Das vermeintliche Erfolgsrezept: mehr College und Rock als Hip und Hop, mehr für das bürgerliche Eigenheim als für die Straße. Bis heute wird dieser Schaum immer wieder geschlagen, nur schon lange nicht mehr von den Beastie Boys selbst. Längst haben sie sich längst mit Alben wie "Paul's boutique" und "Ill communication" ein eigenes Denkmal errichtet. Und natürlich geht das lang erwartete "Hot sauce committee pt. 2" sowieso einen ganz eigenen Weg, knüpft hier und da an alte Sounds an, um in der Moderne anzukommen.
Dabei sollte die Veröffentlichung schon vor einem Jahr über die Bühne gehen, doch die Krebserkrankung von MCA kam dazwischen. Seitdem morphte die Tracklist fröhlich vor sich hin, und aus dem ersten Teil von "Hot sauce committee" wurde der zweite. Oder umgekehrt. So richtig nachvollziehbar ist das nicht. "Too many rappers" droppt nun zum zweiten Mal, nur jetzt mit neuem Beat. Und der gehört so ziemlich mit zu den besten Boxershorts, die sich die Beastie Boys für ihre Lyrics übergezogen haben. "If you got something on your mind, let it out." Dazu Nasty Nas als Feature, und die Bombe sitzt. Neben Kelis' Ex hat nur noch Santigold die Ehre als Gast aufzutauchen. Der Dub pumpt in "Don't play no game that I can't win" durch den Kreislauf der vier Minuten. Die Beastie Boys spielen die Nummer komplett Santigold zu. Der Basslauf und die stumpfen Fanfaren stechen in den ersten Durchläufen so ziemlich alle anderen Tracks erst einmal aus.
Verschiedene Samples und Sounds tragen den Flow von "Hot sauce committee pt. 2", und doch packt der Rhythmus meist durch Drums. Das gibt der Platte eine komplett eigene Atmosphäre, die besonders in der zweiten Hälfte dicht macht. "Lee Majors come again" startet mit Gitarre, und obwohl die Beasties da was von einem Beat herbei reden, besteht das Gerüst des Tracks bis auf ein paar Scratches aus Geschrammel und Geknüppel. Instrumentals wie "Multilateral nuclear disarmament" machen es sich mit einem guten Beat gemütlich, der mal eben auf Spannung komplett verzichtet. Ein getaktetes "OK" hätte dazwischen gar keine Luft mehr gehabt, so pustet es die Backen ordentlich durch. "Here's a little something for ya" probt zwar mit der obligatorischen Kuhglocke auf den letzten Metern noch einmal den Aufstand, aber auf undosierte Durchschlagskraft verzichten die Beasties.
Das eröffnende "Make some noise" hat einen starken Rhythmus und die Hände in der Luft, und doch startet die Orgel-Hook keinen Aufstand. Nach mehr als zwanzig Jahren hat es das Trio nicht mehr nötig, an der eigenen Messlatte herumzufummeln. Die ist ja seit "Fight for your right" sowieso senkrecht für den Stangentanz in den Boden gerammt. Deswegen fügen Tracks wie "Funky donkey" dem Werk der Band nichts mehr hinzu, wie das verwackelte "Tadlock's glasses" mit seinen queren Takten gehören aber auch sie in den geschmeidigen Ablauf von "Hot sauce committee pt. 2". Zerreißen brauchen sich die Beastie Boys nicht mehr, um die Hütte abrauchen zu lassen. Ein kontrolliertes Abfackeln tut es eben auch. Beastie Boys bleiben auch mit "Hot sauce committee pt. 2" eine der wichtigsten Säulen des Rap. Dass mittlerweile längst andere die Richtung vorgeben? Scheiß egal.
Highlights & Tracklist
Highlights
- OK
- Too many rappers (New reactionaries version) (feat. Nas)
- Don't play no game that I can't win (feat. Santigold)
Tracklist
- Make some noise
- Nonstop disco powerpack
- OK
- Too many rappers (New reactionaries version) (feat. Nas)
- Say it
- The Bill Harper collection
- Don't play no game that I can't win (feat. Santigold)
- Long burn the fire
- Funky donkey
- The Larry routine
- Tadlock's glasses
- Lee Majors come again
- Multilateral nuclear disarmament
- Here's a little something for ya
- Crazy ass shit
- The Lisa Lisa / Full force routine
Referenzen
Spotify
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