Blackmail - Anima now!

45 / Soulfood
VÖ: 29.04.2011
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Rücke vor auf Los

Als Kollege Gerhardt vor drei Jahren das letzte Blackmail-Album "Tempo, tempo" zur "Übergangsplatte" erklärte, konnte er natürlich nicht ahnen, wie recht er haben würde. Im Nachhinein lassen sich auf der zwischen wirr und großartig pendelnden Platte problemlos jene Tendenzen ausmachen, die wenige Monate nach Veröffentlichung zum reinigenden Gewitter und zur ersten personellen Umbesetzung im sechzehnten Blackmail-Jahr führten. Offenbar gingen die persönlichen und musikalischen Differenzen zwischen drei Vierteln der Band und Charakterkopf Aydo Abay am Mikro so tief, dass eine Trennung der einzige Ausweg war. Mögen nun auch viele hartgesottene Fans immer noch darauf hoffen, das alles sei nur ein böser Traum, und Abay würde bald beim gemeinsamen Jägermeister mit Kurt Ebelhäuser seine Rückkehr besiegeln: Die Zukunft am Blackmail-Mikro heißt Mathias Reetz.

"Anima now!", das erste Blackmail-Album mit neuem Sänger, steht ganz im Zeichen des Neuanfangs. So lauten schon Reetz' erste, äußerst inbrünstig vorgetragene Worte als Blackmail-Frontmann höchst symbolisch "Start again!". Einige Übereifrige werden weitere Textzeilen aus dem kratzbürstigen Opener "Resonant waves" als Angriff auf den geschassten Ex-Sänger interpretieren, etwa: "You have been bruised by ignorance / This amusement never ends [...] / Spend your time to reflect yourself." Doch weitaus wichtiger ist, dass "Anima now!" schon in den ersten Minuten voller Leben und Spielfreude steckt. Schnell wird klar, dass Ebelhäuser und Konsorten ihre Lehren aus dem zuweilen konfusen "Tempo, tempo" gezogen haben: "Anima now!" präsentiert sich als kompaktes, kraftvolles Rockalbum, das sofort zum Punkt kommt und richtig in die Vollen greift.

So auch die eingängige Single "Deborah", die mit jedem Hördurchgang an Format gewinnt. Spätestens wenn der mächtige Refrain seine Flügel ausbreitet, hat der Hörer das Gefühl, hier einer waschechten kreativen Wiedergeburt beizuwohnen. Auch "The whys of the ways", das hymnische "Monographic doll" und der Lärmbolzen "Rocket soul" inklusive Shoutingpart von Kurt Ebelhäuser sind schnörkellose Rocksongs der obersten Güteklasse. Doch natürlich ist auf "Anima now!" nicht nur alles laut. Mit "Bugs" schütteln die Koblenzer eine lässig groovende Hymne aus dem Ärmel. In der "Night school" standen offenbar Soul und Dramatik auf dem Lehrplan, und beim zurückhaltenden Chorgesang von "Santa Rosalia" grüßen aus der Entfernung gar Simon & Garfunkel.

Fast mühelos wischt "Anima now!" alle Zweifel an Blackmails weiterem Weg beseite, die nach dem Abay-Rauswurf entstanden sein mögen. Reetz fügt sich stimmlich hervorragend in die neu begrünte Soundlandschaft der Altmeister ein und besteht seine Feuertaufe mit Bravour. Auch wenn "Anima now!" nicht ganz an den atmosphärisch dichten Meilenstein "Bliss, please" herankommt, so ist es doch das beste Blackmail-Album seit mindestens fünf Jahren. Und schon ertappt man sich beim Gedanken, dass es schade wäre, würden Ebelhäuser und Abay das Kriegsbeil begraben. Es wäre schade um diesen sehr gelungenen Übergang zum Neuen.

(Mark Read)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Resonant wave
  • Deborah
  • Bugs
  • Santa Rosalia

Tracklist

  1. Resonant wave
  2. Deborah
  3. Night school
  4. The whys of the ways
  5. Sun in your head
  6. Bugs
  7. Monographic doll
  8. Telescope
  9. Santa Rosalia
  10. Rocket soul
  11. Sky on sky
  12. Upon the waves
  13. Dialogue dial
Gesamtspielzeit: 39:23 min

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