Alela Diane - Alela Diane & Wild Divine

Rough Trade / Beggars / Indigo
VÖ: 01.04.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Zeitvergessen der Welt

Viele Menschen möchten gern auf Zeitreise gehen. Wohlgemerkt lieber in die Vergangenheit als in die Zukunft, denn in der Vergangenheit war alles sicher und wohlgeordnet. Leider ist das technisch noch nicht möglich, es sei denn Alela Dianes neues Album nimmt an die Hand und führt einen zurück in die Siebziger. Man schaut in den digitalisierten Kalender und fühlt sich ins Jahr 1971 zurückversetzt, während im Hintergrund "Alela Diane & Wild Divine" aus der Bürokomplexküche schallt. Es wirkt wie eine Symbiose aus Leonard Cohen und Joni Mitchell und es hört sich so an, als fühle es sich dort wohl. Dianes Werk ist gesetzter und reifer geworden. Man könnte behaupten, sie sei angekommen mit ihrer Musik. Es dominiert hier eindeutig Folk-Musik, wohingegen die beiden Vorgänger "To be still" und "The pirate's gospel" mit einem spannenden Stilpotpourri überzeugten.

Diane vertraut im Songwriting ganz auf die Qualitäten der Familie. Vater Tom sowie Ehemann Tom spielen in ihrer Begleitband The Wild Divine eine wichtige Rolle. Sie schreiben gemeinsam mit ihr herrlich altmodische Songs im modernen Soundgewand über "Galloping horses" und "Antique roses", wie etwa das prächtige "Suzanne" oder das schwerfällige "The wind". Die Rückbesinnung auf Traditionelles ist ja heute nichts mehr, wofür man sich schämen muss, schon gar nicht, wenn es mit Attributen wie "Freak Folk" versehen wird. Da freut sich der hornbrillentragende Hipster, während sich der Exhippie im Büro wundert. Und diejenigen, die weder das eine noch das andere sind und auch nicht sein wollen, werden schmunzeln und Alela Diane dennoch mögen. "Alela Diane & Wild Divine" ist wunderbar zugänglich, aber anspruchsvoll.

Für Anspruch sorgt schon die bestens eingesetzte feine Instrumentierung. Hier und da braust lauter Bass auf, dort schwelgen Mandoline und Akkordeon. Alles ist aufgeräumt, alles hat seinen Platz. Nichts läuft aus dem Ruder, da werfen Vater und Ehemann schon einen Blick darauf. Im Zentrum steht meist Dianes Stimme, die sich eindrucksvoll durch die Songs windet. Sie macht nicht einmal Halt vor Sprechgesangseinlagen, wenn etwa "I've got to get back" in Dauerschleife repetiert wird. Das Stück dazu heißt "Heartless highway" und trumpft mit einem kleinen Chor auf. Es ist nun aber keineswegs so herzlos, wie es der Titel vermuten lässt.

Herzzerreißend, aber ohne größere Ausbrüche mogelt sich Diane weiter durch die zehn Songs. Von der souligen Tanznummer "To begin" bis zur letzten Erhebung "Rising greatness" sind es auch gerade einmal 38 Minuten. Das passt wunderbar auf zwei Vinylseiten. Diese Nachricht ist Labsal für Traditionalisten, doch keine Angst, MP3 wird auch angeboten. Niemand muss hier leer ausgehen. Und jetzt Augen schließen und das Rad zurückdrehen.

(Carsten Rehbein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • To begin
  • Suzanne
  • Heartless highway

Tracklist

  1. To begin
  2. Elijah
  3. Long way down
  4. Suzanne
  5. The wind
  6. Of many colors
  7. Desire
  8. Heartless highway
  9. White horse
  10. Rising greatness
Gesamtspielzeit: 38:10 min

Im Forum kommentieren

Hanno

2011-03-01 20:20:53

Sehr empfehlenswert auch Stück Nr. 3 namens "To Be Still" aus der nachstehenden DT-Sitzung:

http://www.daytrotter.com/dt/alela-diane-concert/20030099-110635.html

Leatherface

2011-03-01 18:50:10

Oh, da hat sich ein Leerzeichen in den Link geschlichen. Einfach entfernen.

Auf Album Nr. 1 bekommt man das, Album Nr. 2 hat das zu bieten und was Nr. 3 hergibt, wird man hören.

Klotho

2011-03-01 18:46:37

Bezüglich Cover:
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Bezüglich Musik: Kenn ich nicht - was hat man zu erwarten?

Leatherface

2011-03-01 18:41:19

Neues Album am 4.4. (mit dem vielleicht schönsten Cover des bisherigen Jahres)

1. To begin
2. Elijah
3. Long Way Down
4. Suzanne
5. The Wind
6. Of Many Colors
7. Desire
8. Heartless Highway
9. White Horse
10. Rising Greatness

Und Tourdaten:

March 7 - New York City: Housing Works

April 29 - Bergen, Norway: Bergenfest

May 1 - Brussels, Belgium: Flex

May 3 - Hamburg, Germany: Kampnagel

May 4 - Amsterdam, Holland: Paradiso

May 5 - Berlin, Germany: Babylon

May 7 - Lausanne, Switzerland: Docks

May 8 - Strasbourg, France: Laterie

May 9 - Paris, France: La Cigale

May 10 - Lille, France: Le Splendid

May 12 - London, England: Scala

May 13 - Manchester, England: Band On The Wall

May 14 - Brighton, England: The Great Escape

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