Foo Fighters - Wasting light

RCA / Sony
VÖ: 08.04.2011
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Versprochen ist versprochen

Nicht zum ersten Mal hat Dave Grohl im Vorfeld eines neuen Foo-Fighters-Albums mit dem ihm eigenen Enthusiasmus verlauten lassen, man habe das härteste Album der Bandgeschichte aufgenommen. Im Falle von "Wasting light" drehte die Band ein recht amüsantes Video zu "White limo", dem unbestreitbar krachigsten der elf neuen Songs, in dem Lemmy Kilmister in einer weißen Limousine durch die Gegend kurvt und die Foo Fighters einen nach dem anderen einsammelt. Wer nun das ganze Album hört, mag angesichts der Erwartungshaltung zunächst enttäuscht sein, denn es gibt auf "Wasting light" nur ein einziges "White limo".

Doch Dave Grohls Versprechen nur auf diesen einen Song zu reduzieren und den Rest der Platte einfach abzutun, wäre fatal. Denn der Umzug vom Tonstudio in Grohls Garage hat dem Sound der Band ausgesprochen gut getan. Rauer, druckvoller und ungezwungener als die vergangenen Alben klingt "Wasting light". Jeder Song atmet ein bisschen "White limo", und trotzdem spielen die Foo Fighters weiter ihre Stärken aus: große Melodien, Mitsing-Refrains fürs Stadion und laute Gitarren ergeben die perfekte Mischung aus Mainstream und Rock'n'Roll. "Burning bridges" beispielsweise beginnt recht plakativ und überschwänglich mit der geschrienen Ansage "These are my famous last words" und der Aussicht auf eine geballte Ladung Lärm, wandelt sich dann aber zu einem typischen, wenn auch leicht gegen den Strich gebürsteten Foo-Fighters-Song mit zwingender Hookline und Gesangsmelodie.

Dabei macht die Band es sich alles andere als einfach. Nahezu jeder Song sprengt locker die vier Minuten. Kurz und knackig ist auf "Wasting light" eigentlich nichts, stattdessen dominiert das Ausufernde, das sich in die Höhe Schraubende. Und erstaunlicherweise funktioniert das quasi ausnahmslos - so wie es auch schon bei "Breakout", "Everlong" oder "My hero" geklappt hat. "Wasting light" ist voll solcher Songs, die mit einer kleinen, einprägsamen Idee beginnen und dann mit dem Kopf durch die Wand rennen, um die Sonne hereinzulassen.

"Back & forth" kämpft sich grinsend durch eine leicht dissonante Bridge zu einem herrlich euphorischen Refrain. "Dear Rosemary" wäre bei anderen Bands und bei den Foo Fighters zu anderen Zeiten wohl eine Ballade geworden, hier legen Nate Mendel und Taylor Hawkins einen sich aufgekratzt windenden Rhythmus unter den Song, bevor im Refrain dramatische Gitarren und Background-Gesang den Weg für Grohls Duett mit Bob Mould frei machen.

"These days" kämpft halb ironisch gegen den Drang an, sich von der großen Harmonie besiegen zu lassen, und bleibt gerade durch den sich mutwillig verweigernden Refrain in den Ohren hängen. Das bereits angesprochene "White limo" fällt nicht nur durch den brutal verzerrten Gesang auf, der wohlig an "The colour and the shape" (den Song) erinnert, sondern auch durch die knarzigen und rasiermesserscharfen Gitarrenriffs, die sich glücklicherweise recht großzügig in die anderen Songs verirren und beispielweise in "Arlandria" eine Symbiose mit der zuckersüßen Seite der Foo Fighters eingehen. "Wasting light" ist nicht das übermäßig harte Hardrock-Schrei-Album, das man sowieso nicht erwarten konnte, aber die Platte verliert in keinem Song ihren Biss und ihre Kantigkeit. Auch zum Ende hin finden sich keine Lückenfüller. Ganz im Gegenteil: Der Apokalypse-Blues "I should have known" mit Grohls ehemaligem Nirvana-Kollegen Krist Novoselic am Bass und der optimistisch vorwärts stürmende Rausschmeißer "Walk" sind der stärkste Albumabschluss seit "The colour and the shape". Und wer hatte das vorher erwartet?

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • White limo
  • Back & forth
  • I should have known

Tracklist

  1. Bridge burning
  2. Rope
  3. Dear Rosemary
  4. White limo
  5. Arlandria
  6. These days
  7. Back & forth
  8. A matter of time
  9. Miss the misery
  10. I should have known
  11. Walk
Gesamtspielzeit: 47:57 min

Im Forum kommentieren

Kurt "I don't have a gun" Cobain

2017-09-09 11:53:35

*Im Grab rotier*

jimmy

2012-02-13 18:25:42

5 grammys abgeräumt und sogar dream theater bei metal geschlagen.

die größte rockband des planeten derzeit. innovativer abwechslungsreicher rock? mit den foos liegst du da richtig!

turner overdrive

2011-12-02 12:24:51

der beginn eines liedes erinnert mich an bon jovi. na, wer weiß was gemeint ist? läuft derzeit auch im radio.

Tama

2011-12-01 09:46:49

hab's auch erste diese woche wieder gehört und ich finde es immer noch toll.

Demon Cleaner

2011-11-30 22:54:34

Tolles Album. Ihr bestes nach "The Colour And The Shape".
Der Beginn von "Walk" erinnert aber stark an "She's So High" von Tal Bachman.

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