Within Temptation - The unforgiving

Columbia Dragnet / Sony
VÖ: 25.03.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Aufgerüscht

Optik spielte bei Within Temptation seit jeher eine tragende Rolle im Bandkonzept. Die Monatsproduktionen Tüll, in die sich Sängerin Sharon Den Adel zu kleiden pflegte, sind bombastische Zeugen. Insofern ist es legitim, zunächst einmal den Blick aufs Artwork ihres neuen Albums "The unforgiving" zu werfen. Und sich ob des drittklassigen Groschencomic-Auftritts sofort mit Grausen wieder abzuwenden. Ob die Information, dass "The unforgiving" in der Tat ein auf einem Comic basierendes Konzeptalbum ist, besänftigen kann? Also Augen zu und durch. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Doch bereits nach wenigen Minuten wird das zunächst so despektierlich belächelte Cover wieder hervorgezogen. Wer ist diese Band, und was hat sie mit Within Temptation gemacht? Weg sind die Rüschen, vorbei der oft allzu kitschige Bombast - was die Niederländer nach mehrjähriger Pause hier insbesondere zu Beginn abfeuern, ist tatsächlich Rockmusik vom Feinsten. Ist "Shot in the dark" bereits mitreißender Poprock mit dezentem Geplucker, darf Gitarrist Robert Westerholt zu "In the middle of the night" die Axt schwingen wie seit Debüt-Zeiten nicht mehr. Wer vor einigen Jahren prophezeit hätte, dass Frau Den Adel einmal derart breitbeinige Rocker mit Ohrwurm-Refrain vorantreibt, wäre wohl umgehend als hoffnungsloser Fantast belächelt worden. Und darf den Spöttern heute das entschlossene "Faster" mit Genuss in die Visage feuern.

Tatsächlich haben Den Adel und Westerholt die Babypause der Sängerin genutzt, um vieles richtig zu machen. Nehmen wir nur einmal "Iron", dessen Refrain eigentlich selbst Edguys Tobias Sammet, ungekrönter König des Happy Metal, die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte. Nur warum will diese verdammte Melodie nicht aus dem Kopf? Gleiches gilt für den nur vermeintlich an Haken und Ösen armen Disco-Poprock von "Sinéad". Wobei dessen erste Noten leider allzu arg an den alten Hauer "(I just) died in your arms" des One-Hit-Wonders Cutting Crew erinnern. Wenn es tatsächlich so etwas wie einen Patzer gibt, dann das eigentlich gefällige "A demon's fate", dessen Melodieführung teilweise wie eine Blaupause von Nightwish klingt.

Nun hatten Within Temptation durchaus schon früher ein Gespür für Stilkorrekturen; der Düstermetal der frühen Platten "Enter" und "The dance" ist nicht zu Unrecht nur für Komplettisten wirklich interessant. Heutzutage allerdings stehen die Niederländer viel stärker unter Beobachtung; die vor allem daheim riesige Fanschar zu verprellen, wäre sicherlich wenig klug. Ob sich das Risiko kommerziell lohnt, wird sich zeigen; vieles spricht dafür. Ganz sicher aber lohnt es sich künstlerisch - wohl selten war die Floskel, die Band sei erwachsen geworden, passender. Und Lederhosen stehen Sharon Den Adel eh besser als Rüschenkleider.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Shot in the dark
  • In the middle of the night
  • Faster
  • Sinéad

Tracklist

  1. Why not me
  2. Shot in the dark
  3. In the middle of the night
  4. Faster
  5. Fire and ice
  6. Iron
  7. Where is the edge
  8. Sinéad
  9. Lost
  10. Murder
  11. A demon's fate
  12. Stairway to the skies
Gesamtspielzeit: 53:42 min

Im Forum kommentieren

jen-

2011-04-26 11:45:36

Shot in the dark
Faster
Fire and ice
Sinéad

:-) Klasse Songs

Berni

2011-04-03 18:28:07

Das letzte Album fand ich nicht so toll, mir haben die sinfonischen Fantasyfilmsoundtrack-Sachen auf "The Silent Force" am besten gefallen.

Beim neuen Werk fällt auf, das Sharon wesentlich tiefer singt als früher. Ein Hörprobendurchlauf auf Amazon überraschte mich aber doch positiv, da mir bei Begriffen wie "Hard-Rock der Hairspray-Generation" doch eher mulmig zumute war. Ein Gespür für wirklich ziehende Hooklines haben sie jedenfalls nach wie vor, und es klingt zumindest nicht wie eine Sammlung von B-Seiten, die es nicht auf "Mother Earth" geschafft hat. Auch mit "Faster" - was mich anfangs kalt ließ - habe ich mich inzwischen angefreundet.

The God of Mod

2011-03-31 19:24:42

So "natürlich", wie für mich auch Marianne und Michael oder Rammstein "natürlich" außerordentlich schreckliche Musik machen. Dass man auch anderer Meinung sein kann, wollte ich damit nicht ausschließen.

2011-03-31 19:00:17

Typisches Musikn*zi-Posting. Kommt hier traurigerweise häufiger vor.

alta?!

2011-03-31 18:52:58

warum "natürlich"? was geht mit dir?

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