Panic! At The Disco - Vices & virtues
Atlantic / WarnerVÖ: 25.03.2011
Die Schokoladenfabrik
Bäumchen wechsel Dich: Panic! At The Disco schreiben sich nun doch wieder mit dem verloren geglaubten Ausrufezeichen. Klar, das verleiht ihrem dauereskalierenden Pop-Punk mehr Drama, mehr Aufsehen, mehr Glamour. Anno 2011 klingen die Amerikaner nicht mehr nach der plastizinen Beatles-Coverband, für die man sie nach "Pretty. Odd." halten konnte. Vielmehr scheinen sie den perfekten Mittelweg aus Powerpop und sogenanntem Emotronic zu suchen und stoßen dabei auf zehn glattpolierte Songs, die zwar ziemlich reißbrettartig erscheinen, jedoch recht charmant daherkommen: Stromlinienförmig wuseln sie sich durch ihren größenwahnsinnigen Breitwandsound, bis der Blutdruck ins Unermessliche steigt und vor lauter Melodieseligkeit die Äderchen in den Augen platzen. Die Nachbarn von The Killers müssen sich jedenfalls warm anziehen, denn in Sachen Exaltiertheit stehen Panic! At The Disco ihnen in nichts nach.
Auch wenn sie inzwischen nur noch zu zweit sind, denn Jon Walker und Hauptsongwriter Ryan Ross verließen die Band, um sich einem neuen Projekt zu widmen. Unter dem Namen The Young Veins spielen die beiden nun Sixties-verliebten Garagenrock. Die verbliebenen Mitglieder - Sänger und Multiinstrumentalist Brendon Urie und Drummer Spencer Smith - feilen derweil weiter an der Vision des perfekten Poprock-Albums, auf dem alles möglichst faltenfrei auf Radiotauglichkeit zurechtgebügelt wird. Natürlich darf man Panic! At The Disco dafür doof finden: affektierte Teenage Mutant Rockstar Turtles mit viel Schminke im Gesicht, dämlichen Gesten und Refrains von hier bis Wladiwostok. Allerdings beweist das Duo ein gutes Händchen für straighte College-Radio-Hymnen, jeder Refrain sitzt punktgenau dort, wo es sich für einen guten Popsong gehört. Bestenfalls noch schnell kübelweise Ooohs und Aaahs über das Ganze geschüttet - das Produzentenduo bestand schließlich aus John Feldmann und Butch Walker. Und wo die beiden hinlangen, bleibt kein Auge trocken.
Die Vorabsingle "The ballad of Mona Lisa" hat jedenfalls wieder das Zeug zum peinlichsten Lieblingslied: Wie schon bei "I write sins not tragedies" oder "Nine in the afternoon" spielen Panic! At The Disco hier auf der Klaviatur der großen Gesten. So extravagant und laut, wie es eben nur eine Band vermag, die ein Mindestmaß an Selbstironie mitbringt, inklusive durchgestylter Videoclip im Stile eines Tim Burton. Der beste Song "The calendar" scheint für luftig-leichte Cabrio-Fahrten prädestiniert: Die sonnigen Gitarren erinnern an Jimmy Eat World und Saves The Day, der Refrain breitet seine Arme aus und heißt jeden willkommen, der sich nicht vor Stadion-Powerpop im Endstadium fürchtet. Nichtsdestotrotz bleibt das dritte Album von Panic! At The Disco ein zweischneidiges Schwert: "Vices & virtues" ist eine musikgewordene Schokoladenfabrik. Und da kann sich gelegentlich schon ein gewisses Völlegefühl einstellen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The ballad of Mona Lisa
- Memories
- The calendar
Tracklist
- The ballad of Mona Lisa
- Let's kill tonight
- Hurricane
- Memories
- Trade mistakes
- Ready to go (Get me out of my mind)
- Always
- The calendar
- Sarah smiles
- Nearly witches (Ever since we met...)
Im Forum kommentieren
ebej
2012-07-16 21:19:31
boxset. rar rar ar ar ra ra rar arar
http://www.ebay.de/itm/Panic-At-The-Disco-Vices-Virtues-Box-Set-Limited-Edition-Deluxe-NEU-OVP-/320945541184?pt=B%C3%BCcher_Unterhaltung_Music_CDs&hash=item4ab9d85040
Halcyon
2011-05-28 23:44:14
Ansonsten gilt: Wer den Stil des Debuts vermisst, der sollte sich mal die Bonus Songs anhören (zum Beispiel "Oh Glory").
FoeMan
2011-04-28 18:03:28
Die neue hat noch weniger als die zweite mit dem Debut zu tun. Debut war richtig gut 7-8/10. Die zweite naja 5/10 und der aktuellen gebe ich 6/10.
Niki hat absolut recht, das ist gute Musik zum abfeiern. Texte sind nicht so doll aber es gibt ganz nette Melodien.
me
2011-04-28 15:50:36
Stimmt es, was man in verschiedenen Rezensionen liest, dass die neue Scheibe eine Rückkehr zum Debut sei? Dann fände ich das nämlich super; war eine sehr spaßige Sommerplatte und hat mich lange gut unterhalten.
Thinkman
2011-04-28 15:35:48
Was sollen die denn mit Blink zu tun haben? Die haben auf keiner ihrer Platten auch nur annähernd Punk-Mucke gemacht!
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