The Vaccines - What did you expect from The Vaccines?
Columbia / SonyVÖ: 18.03.2011
Die Alleskenner
Sie können alles. Zwar nichts wirklich überragend, aber alles doch irgendwie gut genug, um nicht durchzufallen. Und das ist schon eine große Leistung, wenn man bedenkt, dass es The Vaccines erst seit rund einem Jahr gibt. Im Grunde ist es wie mit jeder neuen Band, die versucht, sich warmzuspielen. Am Anfang stehen Coverversionen von Liedern, die man selbst mag. Danach kommen dann Variationen dieser Songs, die man als seine eigenen verkaufen will, was aber meistens in die Hose geht. Doch manchmal gelingt es eben auch. Zum Beispiel so bravourös wie auf "What did you expect from The Vaccines?". Von pubertärer Quatschmusik mit landestypischem Humor über launigen Uptempo-Britpop bis hin zur großen Arenageste wurschteln sich die vier Londoner auf höchstem Niveau durch die gute halbe Stunde ihres Debütalbums. Und seltsamerweise wirkt alles irgendwie sehr vertraut.
Platten wie diese verleiten den Rezensenten leicht dazu, einfach eine Vergleichsband nach der anderen rauszuhauen, statt nach eigenen Umschreibungen zu fahnden. Aber was soll man auch machen, wenn The Vaccines für ihren Verwurstungssalat alles zusammenklauen, was sich nicht bei drei auf den Bäumen befindet? Gleich die erste Single, das in eineinhalb Minuten hingekotzte "Wreckin' bar (Ra ra ra)", sowie "Norgaard" lassen eben nicht nur leichte Vorlieben für die Melodien und die Energie der Ramones und der Libertines erkennen. Inhaltlich beschäftigt sich die Band nach Art tumber Kaiser-Chiefs-Pennälerlyrik hauptsächlich mit dem Thema Kopulation - entweder mit irgendwem, um über die Ex hinwegzukommen wie in "Post break-up sex", oder wie im erwähnten "Norgaard" mit einem 17jährigen Model, das dann immer mal wieder auf der Matte steht. Nicht viel, möchte man meinen. Aber trotzdem - oder vielleicht sogar gerade deswegen - macht dieses Debüt unglaublich Laune. Schöne Melodien, astreine Hooks und alles auch noch zum Mitsingen und Mittanzen, was will man mehr?
Zum Beispiel ein paar Songs, die sehr an Glasvegas oder White Lies erinnern, doch glücklicherweise den weinerlichen, arg aufgeblähten Weltschmerz daheim lassen und sich einfach nur als wunderschöne Stücke mit ausladenden Melodien und einer Prise Melancholie entpuppen. "A lack of understanding" und insbesondere "All in white" gehören zu den ganz großen Höhepunkten dieses Albums. Noch fehlt dieser Band die eigene Stimme, aber gerade die etwas ernsteren Songs könnten den Weg weisen. Eine kleine Prognose sei erlaubt: Von den Vaccines wird man nicht mehr allzu viel hören, ja vielleicht wird man sich in zwei, drei Jahren nicht einmal mehr an sie erinnern. Es ist nämlich wie so oft bei artverwandten Bands: Das erste Album sitzt hervorragend und wird hochgejazzt, das zweite ist die große Enttäuschung, und danach hagelt es im besten Fall Verrisse. Doch bis dahin gilt es, den Moment zu feiern. Und der ist gut und richtig. Setzen wir uns ums Feuer, solange es noch so herrlich brennt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Wreckin' bar (Ra ra ra)
- If you wanna
- A lack of understanding
- All in white
Tracklist
- Wreckin' bar (Ra ra ra)
- If you wanna
- A lack of understanding
- Blow it up
- Wetsuit
- Norgaard
- Post break-up sex
- Under your thumb
- All in white
- Wolf pack
- Family friend
Referenzen
Spotify
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