Prinz Pi - Rebell ohne Grund

Keine Liebe / Groove Attack
VÖ: 28.01.2011
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Der Realexistierende

Pi hat es gemacht wie Howie. Vor sieben Jahren gab er seinen Rückzug aus der Musik bekannt, nur um wenig später wieder auf der Matte des Rap-Biz zu stehen. Aus dem ehemaligen Porno wurde Pi, doch thematisch blieb sich Friedrich Kautz treu. Der Major-Ausflug "Neopunk" mischte kurz Punk-Attitüde mit Technobeats, bevor Pi den Reset-Knopf drückte und sein eigenes Label "Keine Liebe" aus dem Boden stampfte. "Teenage Mutant Horror Show 2" war 2009 bereits ein Schritt weg von ausgefallenen Elektro-Experimenten, wieder hin zu einem deepen Sound, und auf "Rebell ohne Grund" gibt Pi wieder nichts auf irgendwelche Street Credibility. Aber wer hätte das auch erwartet von einem Typ, der zu Panflöten mit Frank Zander sozialkritische Zeilen von sich gibt? "Ey yo, Auftrag Studentenrap", heißt es gleich in "Bombenwetter" - aber so einfach ist es dann trotzdem nicht.

Denn "Rebell ohne Grund" will persönlich sein und haut eine Handvoll Beziehungsdramen in die Runde. "Eifer & Sucht" etwa funktioniert auf seinem trockenen Beat wunderbar, Produzent Biztram hat einen soliden Job abgeliefert, doch ab und an fehlt die innere Spannung im Rhythmus. "Königin von Kreuzberg" versucht verzweifelt, sich in Punk-Takte einzuklinken, aber kommt nicht richtig in Fahrt. Pi zieht stur sein Reimschema durch und erlaubt seiner Stimme nie auszubrechen. Immerhin seine Skills bleiben standhaft: Das wackelt, hat Luft, hält aber trotzdem irgendwie. Denn Pi weiß um die Stärke seiner Lyrics als Royal Flush im Deutschrap. "Drei XXX für Deutschland" handelt mit bitterem Storytelling den Krieg in Afghanistan ab, wie überhaupt Intellekt, HipHop und Sozialkritik hier Hand in Hand gehen wie eine katholische Mädchenschule beim Sonntagsausflug. Wittgenstein und Nietzsche gehören da genauso selbstverständlich rein wie Jay-Z und ein Frauenarzt-Feature. Zu lachen gibt es auf "Rebell ohne Grund" wenig, denn durch das ganze Album zieht sich ein ein abgeklärter Realismus.

Dass Pi dadurch angreifbar wird, macht "Rebell ohne Grund" zu einem Großteil aus: Er bleibt weiterhin die Ausnahme im deutschsprachigen Rap-Geschäft, mit dem er oft wenig zimperlich umspringt: "Ich knall die Tür zu... Tschüss Deutscher Rap! Hallo Musik... Ich bin da, vielen Dank für die Einladung." Haltung und Botschaft gehen vor meisterliches Können - was einem Rapper gut steht, der eher mehr als weniger zu sagen hat: "Besser Rebell ohne Grund als Rebell ohne Mund." Zudem hat Pi hat das Konzept der Platte geprägt, bei den Pressefotos mit Hand angelegt, alle Fehler mit dem Rotstift markiert - und hält so alle Fäden in der Hand. Auch die der klassischen Beats, die zu keiner Zeit altbacken daherpoltern. Und vom Dach pfeifen sie wieder "HipHop für Leute, die keinen HipHop mögen." Pi marschiert davon unbeeindruckt nach vorne und belehrt, ohne Lehrer sein zu wollen. Der Widerspruch gehört hier eben zum Konzept. Klingt komisch, ist aber so.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Drei XXX für Deutschland
  • Marathon Mann feat. Kamp
  • Rand II feat. Timi Hendrix, Frauenarzt & Biztram
  • Laura

Tracklist

  1. Bombenwetter
  2. Der neue iGod
  3. Du bist
  4. Virus
  5. Generation Porno
  6. Krieg@Home feat. E-Rich & Chefkoch
  7. Drei XXX für Deutschland
  8. Etc.
  9. Schlaflied
  10. Wunderkind
  11. Marathon Mann feat. Kamp
  12. Eifer & Sucht
  13. Wieder und wieder
  14. Königin von Kreuzberg
  15. Rand II feat. Timi Hendrix, Frauenarzt & Biztram
  16. Morgengrauen feat. Mudi & Raf Camora
  17. Laura
  18. Beweis dagegen
Gesamtspielzeit: 71:34 min

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krasser Punk von der dreckigen Straße ähh Uni

2013-08-17 14:43:10

Prinz Pi ist wirklich der Beste. Er hat die geilsten und schlausten, genialsten Lyrics ever!
Seine Videos find ich auch immer super z.b. "Fähnchen im Wind" dieses stellt perfekt die Verlorenheit und Wildheit der gebildeten jungen Menschen da. Es zeigt das einzigartige freie Lebensgefühl junger Rebellen , die noch nicht so recht wissen wohin mit sich, die sich noch ausprobieren und finden wollen, es ist nostalgisch, traurig und schön zugleich. Das warten was nach dem Abi kommt (endlich Leben!), dann das warten was nach dem Studium kommt und was kommt nach der großen Sinnkrise mit 30 "die Quarterlife-Crisis", "soll das alles gewesen sein? Die Probleme derjenigen die immer gekämpft und alles erreicht haben und doch nicht glücklich sind. Es ist der Soundtrack zu dem Lebensgefühl denkender Menschen. In seinen Videos gibt es nicht diese hohlen, leichten, braunen Weiber zu sehen, sonder natürlich schöne intelligente Mädchen. Dummbratzen sind jetzt out! 2. Strophe]
Und weil mir dumme Frauen zuwider sind
Häng' ich oft mit Medizinerinnen, die gut beim Anästhesieren sind


Ich find es eine gute und pädagogisch wertvolle Sache, dass es Rap jetzt nicht nur von Doofen für Doofe gibt. Seitdem ist Rap auch wieder was für mich.

Ausserdem find ich seinen Künstlernamen "Prinz Pi" sehr sympatisch und bescheiden, er ist nicht einer von den Prolls die sich gleich "King" nennen sonder er bleibt zurückhaltend der "Prinz" vielleicht auch der "kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry, soo poetisch, soo mystisch. Aber er hatte ja auch mal seine wilde Zeit unter "Prinz P.o.r.n.o.", schon damals war er mir sehr sympatisch.

erinnert sich noch wer an...

2011-04-04 21:04:23

Und der Hartz fi.ckt in Braunschweig!

Ernst Haft

2011-04-04 11:03:29

Ich finde die Stelle, wo Susi T "Dein schleimiger Schwanz schmeckt nach Napalm" singt, ziemlich grenzwertig, aber andererseits auch wieder hochgradig erregend.

Jacko

2011-04-03 22:15:04

Prinz Pi ist soweit ok, aber das neue ist so ein krasser Studentinnenrap...Du Bist läuft auf jeder BWLer-Party und niemanden interessiert, dass dieser Typ mal Tracks wie "Keine Liebe" geschrieben hat...

Inhaltlich halte ich Pi allerdings für überschätzt. Natürlich ist das besser als das, was die meisten deutschen Rapper hinbekommen, aber auch nicht die Inkarnation neuer deutscher Poesie, da ist viel Pseudogelaber dabei. Und technisch ist das Ganze überdurchschnittlich und sauber, aber doch auch recht bieder.

mickrademann

2011-03-24 20:53:41

Ich finde die erste Hälfte ziemlich großartig. Allein "Der neue iGod" oder "Virus" sind unfassbar stark, "Drei XXX für Deutschland" - wie ich finde - der Höhepunkt des Albums. Aber die zweite Hälfte von "Rebell ohne Grund" finde ich recht verzichtbar. Allein wie man Frauenarzt mitrappen lassen kann (natürlich samt Verweis auf seine dämlichen Atzen), erschließt sich mir nicht so recht.
Wie auch immer, die ersten ca. 10 Tracks reichen mir für ne 7/10 insgesamt.

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