Crowbar - Sever the wicked hand

Century Media / EMI
VÖ: 11.02.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Alles muss raus

Pardon, aber: Abspecken ist bei Crowbar noch nie eine Option gewesen. Bei ihnen ist alles so raumfüllend, kein Wunder, dass kaum eine ihrer Platten je einen VIP-Platz im Regal beim Elektro-Discounter bekam. Ihre Drumsticks, Gitarren und Whisky-Wampen wuchten Crowbar wie angehende Weltmeister im Schwergewicht. Takte gehen sie an wie einen Job im Steinbruch - jedes Riff stinkt nach 24 Stunden Arbeit, die kein Schwein je aushalten wollte. Crowbar verschleppen Songs so, als käme die Band gerade abgerackert von einer Sonderschicht: Alles muss noch raus, irgendwie. Mittendrin steckt Kirk Windstein, der vermutlich einzige Mann, vor dem selbst sein Kumpel Phil Anselmo Männchen machen würde. Der ist nicht bloß unter Rock-Hard-Abonnenten legendär wie Dimebag Darrell, unverwüstlich und mindestens so wuchtig wie seine Songs. Sie lasen soeben übrigens keine Geschichtsstunde. Sondern einen Frontbericht von Crowbars neuer Platte "Sever the wicked hand".

Wer auf diese neue Crowbar-Platte gewartet hat, könnte zwischendurch drei Beziehungen, ein Plattentests.de-Redesign und einen Gift-Koffer voller CDs von Omar Rodriguez-Lopez überlebt haben. Denn der Vorgänger von "Sever the wicked hand" erschien vor rund sechs Jahren. Auch wenn sich das vermutlich niemand bildlich vorstellen wollte: Headbanger, die tatsächlich zu den Brettern auf diesem Vorgänger "Lifesblood for the downtrodden" ein Kind zeugten, schulen das jetzt zu "Sever the wicked hand" ein. Ein Song darauf, der "Let me mourn" heißt, bluest und sludget wie Bumsmusik für Electric-Wizard-Fans. Fährt die Jalousien runter, stimmt die Gitarren geschätzte zehn Oktaven tiefer und reibt sich an jedem Riff aufs Neue. In Zeitlupe, natürlich. Voll im Saft, sicherlich. Zweifelhaft, dass das der richtige Soundtrack zu den ersten Hausaufgaben ist. Über die Sache mit dem Kinderkriegen kann man reden. Wenn der Bub mal größer ist, vielleicht.

Selbst Borderline-Thrash-Granaten wie den Titelsong fährt diese Platte nach und nach gerne auf ein Zone-30-Tempo, das kein handelsübliches Metronom mitmacht. Wenn Crowbar am Ende von diesem "Sever the wicked hand" ihr Lebendgewicht auf ihre Instrumente loslassen, kann man sie bis hierher über die Bohnenstangen in Metalcore-Bands lachen hören, die meinen, einen satten Breakdown im Repertoire zu haben. Und mit "Cemetery angel" haben Crowbar sogar ein Miststück ausgeschwitzt, das bis fast zur Halbzeit mal Tempo macht wie ein verschollener Discharge-Song. Der Rest von "Sever the wicked hand" ist sehr gute Musik, wie sie Vanessa Warwick '92 ohne Zicken angesagt hätte. Und nach sechs Jahren Inkubationszeit garantiert kein Fliegengewicht.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Isolation (desperation)
  • Sever the wicked hand
  • The cemetery angels

Tracklist

  1. Isolation (desperation)
  2. Sever the wicked hand
  3. Liquid sky and cold black Earth
  4. Let me mourn
  5. The cemetery angels
  6. As I become one
  7. A farewell to misery
  8. Protectors of the shrine
  9. I only deal in truth
  10. Echo an eternity
  11. Cleanse me, heal me
  12. Symbiosis
Gesamtspielzeit: 51:47 min

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