Gang Of Four - Content
Grönland / Rough TradeVÖ: 28.01.2011
Die Unbeschadeten
"Content" ist ein Unwort. Mit ihm unterwirft die Industrie das Schaffen von Menschen einer Gleichmacherei, die zum Ziel hat, sich nicht langwierig mit dem Erschafften auseinandersetzen zu müssen, sondern es einfach nur als ein beliebiges Produktionsergebnis zu betrachten. Eine Reduzierung von Kultur auf ihre vermeintliche Wertigkeit unter rein betriebswirtschaftlichen Aspekten, die völlig auf eine inhaltliche Auseinandersetzung verzichtet, da eine solche nur für Komplikationen sorgen würde. Und am Ende besteht der Inhalt lediglich aus "Damaged goods". Gut, dass Komplikationen aber genau das sind, worauf Gang Of Four aus sind.
Das beginnt schon beim Entstehungsprozess, denn die Spenden, die Fans über die Charity-Plattform pledgemusic.com für das neue Album entrichteten, gingen zum Teil auch an Amnesty International und eine Organisation für Kinderrechte. Entlohnt wurden sie neben dem Album mit Informationen und bei der Deluxe-Version sogar mit einer Ampulle mit echtem Blut und anderen Devotionalien. Nicht, dass der musikalische Inhalt sich hinter solchen Beigaben verstecken müsste: "Content" macht deutlich, bei wem sich Bands wie Radio 4 oder Bloc Party zu bedanken haben. Wie gehabt zeigt eine harte, fast funkige Basslinie zusammen mit dem charakteristischen leichten Disco-Einschlag beim Schlagzeug den Weg an, auf dem Andy Gill auf und ab tanzt und versucht, dem Hörer mit seiner Gitarre ein neues Ohrloch für den Kopfhörer zu stechen - auch wenn der 2011 nicht mehr am Walkman, sondern am Smartphone hängt.
Dieses braucht man heutzutage auch, um wenigstens die nackten Tatsachen der dürren Beziehungen festhalten zu können, die Jon King in "You don't have to be mad" besingt. Auch ansonsten beschreiben Gang Of Four das aktuelle menschliche Treiben keinen Deut positiver als Anfang der Achtziger. Nicht einmal an sich selbst kann man glauben, wenn alles wie eine Kopie aussieht und nichts mehr einen Wert hat. Eigentlich kann man schon froh sein, dass man sich überhaupt noch an Gesichter zu erinnern vermag - aber es ist auch kein Wunder, dass es wie in "I can't forget your lonely face" einsame sind. Da hilft nur eines: Fröhlich im Chor mit den schicken Backgroundsängerinnen die Party feiern, die auch die Partei sein kann, und so hält die Gitarre von "I party all the time" als Gegenpol zu den beinahe einschmeichelnden Tönen den Song perfekt in der Balance - spiegelbildlich zum schmalen Grat, auf dem sich die Gesellschaft bewegt.
Wer damit gerechnet hat, dass Gang Of Four inzwischen eher freundlichen Disco-Punk abliefern könnten, sieht sich also getäuscht. Gill etwa gibt in "Do as I say" den Scharfrichter des Tribunals, vor dem Sänger King kapituliert und in dem das Schlagzeug ein militärisches Kommando führt. Und auch im "Second life" bleibt sich die Band treu: Nur weil einmal ein Funkrhythmus vorkommt, heißt das schließlich nicht, dass man sich nicht dennoch im nett gesungenen Chorus wünschen kann, lieber alleine zu sein. Aber ganz alleine ohne neues Album wie in den letzten 16 Jahren möchte man wiederum auch nicht bleiben. Dann lieber doch noch eine Weile in der Gesellschaft einer Band, die die letzten eineinhalb Jahrzehnte unbeschadet überstanden hat und deren Einfluss bis heute spürbar ist. Gerne auch mit gedanklich unbequemen Inhalten wie hier.
Highlights & Tracklist
Highlights
- You don't have to be mad
- I party all the time
- A fruitfly in the beehive
Tracklist
- She said "You made a thing of me"
- You don't have to be mad
- Who am I?
- I can't forget your lonely face
- You'll never pay for the farm
- I party all the time
- A fruitfly in the beehive
- It was never gonna turn out too good
- Do as I say
- I can see from far away
- Second life
Im Forum kommentieren
@hank
2011-02-04 16:43:04
zuviel druck auf den sack, oder wieso biste so geladen?
Vulgare
2011-02-04 16:42:37
Ich könnte mich nicht erinnern, dass dieses Subjekt mein Landsmann sein sollte.
@hank
2011-02-04 16:38:28
Du kommst wohl aus Vulgarien?
Geh mal fix an die frische Luft. Das hilft meistens.
hank
2011-02-04 16:23:44
@fred
Pappnasen wie du, die nix Besseres zu tun haben, als Andersmeinende als Deppen zu bezeichnen, können mich wie immer am Arsch lecken. Die Platte klingt scheiße, also hör ich sie mir nicht an. Und da auch die Songs, die ich gehört habe, bei mir gar nichts ausgelöst haben, gibt es keinen Grund, die Platte nochmal zu hören oder gar zu kaufen. Also laber mich nicht so dämlich von der Seite an, du Arschloch.
öhh
2011-02-04 15:59:05
wie eine zehn Jahre alte 128kb-MP3
Das glaubst du doch selber nicht! Bei der MP3-Kompression werden Frequenzen weggeschnitten, das ist was ganz anderes!
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Various Artists - The Problem of Leisure: A Celebration of Andy Gill and Gang of Four (2 Beiträge / Letzter am 18.06.2021 - 22:06 Uhr)
- Gang Of Four (81 Beiträge / Letzter am 02.02.2020 - 19:02 Uhr)
- Gang Of Four - Happy now (10 Beiträge / Letzter am 20.05.2019 - 12:57 Uhr)
- Gang of Four - Entertainment (3 Beiträge / Letzter am 23.10.2015 - 15:31 Uhr)
- Gang Of Four - What happens next (1 Beiträge / Letzter am 02.12.2014 - 21:42 Uhr)
- Gang Of Four - Content (24 Beiträge / Letzter am 04.02.2011 - 16:43 Uhr)
- Gang Of Four - Neues Album (12 Beiträge / Letzter am 30.10.2006 - 17:08 Uhr)