Triggerfinger - All this dancin' around

Excelsior / H'Art
VÖ: 14.01.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Nächste Abfahrt

Nougat und Pommes sind der Treibstoff für guten Rock'n'Roll. Wie sollte man sonst erklären, dass Belgien sich immer wieder als Vorreiterland für abwechslungsreiche, überraschende und schlau gemachte Rockmusik präsentiert? dEUS, Millionaire, Creature With The Atom Brain, Absynthe Minded, Zita Swoon, The Black Box Revelation - allesamt Garanten für Gitarrenmusik, die sich abseits, aber in Sichtweite der Konsens-Autobahn ihre eigene Schotterpiste geschaffen hat. Auch Triggerfinger befahren diesen Pfad schon seit zehn Jahren und bauen auf ihrem dritten Studioalbum die eine oder andere Anschlussstelle kurzerhand zum highway to hell um.

Der Titelsong kommt zu Beginn gleich locker-flockig dahergetanzt, inklusive Ohrwurm-Refrain und Josh-Homme-Gedächtnisgitarren - die drei machen es einem zunächst sehr einfach, sie gut zu finden. Da schichten sich in "Let it ride" eingängige Stonerriffs aus zwei Akkorden aufeinander, und "Love lost in love" wäre sich auch auf der nächsten Soloplatte von Mark Lanegan in der Kategorie "for the girls" prima aufgehoben. Würde es so weitergehen, wäre das Ergebnis wahrscheinlich gut, aber "All this dancin’ around" auch so schnell wieder vergessen wie der letzte Discobesuch. Die Band weiß das offenbar, denn nach diesem leichtverdaulichen Pop-Rock-Trio ziehen Triggerfinger die Daumenschrauben an, holen die halbakustische Bluesgitarre raus und schrammeln sich gekonnt über die dunkleren Nebenstraßen der Rockmusik.

Das klagende Falsett wird in "I’m coming for you" noch von massiven Rhythmen gestützt, bei "All night long" zerbricht es dann an seiner eigenen Melancholie. Triggerfinger machen Platz, um die Extreme auszuloten. "Cherry" lärmt mit verzerrtem Gesang und sägenden Gitarren ungeniert in der Gegend herum, und der achtminütige Weltuntergangsblues "My baby's got a gun" fügt die Puzzleteile dann zu einem fatalistischen Ganzen zusammen, steigert sich von resigniertem Geflüster zu leierndem Leiden und von purer Taktuntermalung zum pumpenden Rhythmusmonster. Von der anfänglichen Fluffigkeit ist weniger übrig als von einem Tutu nach einem Tag auf dem Rockfestival.

Da Triggerfinger aber nette Jungs sind, lassen sie einen nicht einfach in der zuvor gehörten Misere ertrinken, sondern packen kurz vor Schluss noch einmal die Discokugel aus und zeigen mit "Tuxedo", dass sie auch Franz Ferdinand können, wenn sie wollen - und das gar nicht einmal schlecht. Zum Glück wollen sie nicht allzu häufig, sondern biegen nach kurzer Stippvisite auf der Mainstream-Autobahn wieder auf ihre eigene Holperpiste ab, um den Blues mit "It hasn’t gone away" sicher zu Hause abzuliefern. Ein bißchen Auftanken bei den heimischen Nougat- und Pommes-Vorräten kann schließlich nicht schaden.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Cherry
  • My baby's got a gun
  • It hasn't gone away

Tracklist

  1. All this dancin' around
  2. Let it ride
  3. Love lost in love
  4. I'm coming for you
  5. All night long
  6. Feed me
  7. Cherry
  8. My baby's got a gun
  9. Without a sound
  10. Tuxedo
  11. It hasn't gone away
Gesamtspielzeit: 50:34 min

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