Motörhead - The wörld is yours
Motörhead / EMIVÖ: 10.12.2010
Boygroup, Spätlese
Am 24. Dezember 2010 geschieht Bahnbrechendes. Nein, die Rede ist nicht von einem bärtigen Menschen im roten Mantel. Sondern von einem bärtigen Menschen in Jeans und speckiger Lederjacke. Entgegen früherer Erwartungen erreicht the one and only Lemmy tatsächlich das Rentenalter. Da darüber hinaus das legendärste Album der Briten, das ultimative Referenz-Werk des Rock 'n' Roll, nämlich "Ace of spades" das 30. Jubiläum feiert, sollte doch im Hause Motörhead alles vom Feinsten sein. Oder?
Nicht ganz. Denn erstmals sah sich die Truppe damit konfrontiert, Albumaufnahmen nicht gemeinsam durchführen zu können, da Phil Campbell vor allem seinen todkranken Vater im heimischen Wales pflegt und seine Gitarrenparts nebenher einspielen musste. Ist also plötzlich alles schlecht? Nein, und um diese These auf den Müll zu befördern, braucht es keine 30 Sekunden von "Born to lose". Spätestens zu "I know how to die" ist der Fall klar: Hier rotzrockt eine Band, als seien die letzten Jahrzehnte spurlos vorübergezogen.
Das herrlich erdige "Get back in line" hingegen lässt den Hörer nach Superlativen suchen, die seit Ewigkeiten nicht mehr mit einer Motörhead-Platte in Verbindung gebracht werden konnten. Hier wird das greise Haupt gewippt, die Bude zerrockt und ... Ach, egal. Alles andere als volle Lautstärke wäre eine Beleidigung für diese Großtat. Da fällt dann auch das zwar schön bluesige, aber einigermaßen banale "Rock 'n' roll music" nicht weiter negativ auf, zumal später das düstere "Brotherhood of man" Lemmy von seiner kaum gekannten sozialkritischen Seite zeigt.
Die ist bei "Bye bye bitch bye bye" jedoch schon wieder komplett vergessen. Ähnlich wie "Christine" vom "Kiss of death"-Album dürfte sich eine weibliche Episode in Lemmys Leben herzlichst gegrüßt fühlen; diesmal allerdings dermaßen vehement, dass der traditionelle Zugabenteil mit diesem Rausschmeißer par excellence bald Zuwachs bekommen dürfte. Die Tatsache, dass Motörhead unzerstörbar sind, steht völlig außer Frage. Dass sie aber 35 Jahre nach Bandgründung noch dermaßen frisch auf die Zwölf rocken, war so nicht zu erwarten. Ian Fraser Kilmister darf sich also mit der Rente gerne noch ein paar Jährchen Zeit lassen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I know how to die
- Get back in line
- Bye bye bitch bye bye
Tracklist
- Born to lose
- I know how to die
- Get back in line
- Devils in my head
- Rock 'n' roll music
- Waiting for the snake
- Brotherhood of man
- Outlaw
- I know what you need
- Bye bye bitch bye bye
Referenzen
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