Last Days Of April - Gooey

Bad Taste / Soulfood
VÖ: 12.11.2010
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Nimm zwei

Die Musik von Last Days Of April war schon immer ein Duett, der Tanz zweier gleichberechtigter Partner. Von links wie rechts nölt die Stimme von Sänger Karl Larsson, der Hörer einlullt wie eine Sirene, die aus einem griechischen Mythenband nach Schweden ausgewandert ist. Last Days Of April tunken diese Stimme wahlweise und abwechselnd entweder in Fernweh-Gitarren oder Indie-Geschrabbel. Des Fans Freud, des Kritikers Leid: Nichts, aber gar nichts davon hat sich auf ihrer neuen Platte "Gooey" geändert. Dabei lädt sie wieder ein paar interessante Duett-Partner vor – und klärt dabei endgültig die Frage, ob Last Days Of April jemals eine Emo-Band gewesen sind. Eine Selbstdefinition, die elf Songs dauert.

Gar keine Frage, Freunde der Südsee: "Gooey" müsste wie fast alle anderen Alben von Last Days Of April eine Langweiler-Platte sein, die sich Musikexpress-Gelegenheitsleser in den Wechseljahren selbst verschreiben, wenn sie mal wieder Schlafstörungen haben. Zu offensichtlich, zu geradeaus, zu niedlich ist es, wie "Gooey" immer gerade die Dinge anpackt, die selbst den schreckhaften Teil eines Ü40-Fanclubs von U2 niemals auf 180 bringen könnten. Immer dann etwa, wenn der Song "America" antäuscht, gleich über Schlafzimmerlautstärke hochzutakten, setzt er wieder sein Vertretergrinsen auf und paddelt zurück. Und selbst das eine oder andere Riff aus dem Indierock-Song "Forget about it" könnte demnächst schon in der Werbung der Handymarke Ihres Vertrauens totgenudelt werden, ohne eine Werbezielgruppe zu vergraulen.

Viel Gefühlsduselei also, viele seichte Akkorde und mittendrin im Sondereinsatz: Troubadour Karl Larsson. Dennoch ist "Gooey" wie die meisten Platten von Last Days Of April dann doch keine Soundtrack-Bibliothek für all die Putz- und Bügelprogramm-Telenovelas geworden, mit denen das Öffentlich-Rechtliche zu Putz- und Bügelstoßzeiten auf Quotenfang geht. Das liegt vor allem daran: Wenn dieser schmächtige Karl Larsson zu seinem Schlafzimmerblick greift und sich sein Mikrofon aufsetzt, geht das trotzdem nicht so schief, wie es das eigentlich müsste. Immer tasten sich er und seine Band Last Days Of April Schrittchen für Schrittchen an einer Trennwand entlang, die Peinlich-Berührtsein von Berührtsein trennt.

Und nie stürzt sie ein. Diese Trennwand haben sich Last Days Of April selbst gebaut. Sie besteht aus nichts anderem als zerbrechlichen Akkorden, reichlich Kitsch, viel Kitt und der Hoffnung, sie möge doch um Gottes Willen bitte bis zum Ende dieser Platte halten. Natürlich sagt bei "I think you're everything" der Titel schon mehr als die folgenden Töne – oder gar die Worte, die man in dieser Rezension dazu schreiben könnte. Freilich ist auch "Gooey" kein zweites "Angel youth" geworden. Aber mit "All the same" stellen Last Days Of April hier und jetzt ein für allemal klar, was für uns Checker und Plattentests.de-Abonnenten sowieso klar war: Ihre Wurzeln waren nie Jimmy Eat World, Seitenscheitel und Pomade gewesen, sondern der Indierock der 90er. Also duettiert sich Larsson hier mit Evan Dando statt mit Chris Carrabba. Deutlicher geht nicht.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • America
  • All the same (with Evan Dando)

Tracklist

  1. No time for dreams
  2. I think you're everything
  3. America
  4. I can't control it
  5. Heart
  6. All the same (with Evan Dando)
  7. Why so hasty?
  8. Forget about it
  9. In ink
  10. What is here for you is what you bring with you
  11. If (Don't ever blame yourself) (with Tegan Quin)
Gesamtspielzeit: 44:56 min

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