Sufjan Stevens - The age of adz
Asthmatic Kitty / SoulfoodVÖ: 08.10.2010
Die A-Studie
Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Leserinnen und Leser, im Namen des Plattentests.de-Kuratoriums begrüßen wir Sie recht herzlich und bedanken uns, dass Sie so zahlreich erschienen sind. Das Thema der heutigen Diskussionsrunde lautet "Die kontrollierte Verabreichung vertonter Werte zur Erhaltung des körpereigenen Musikgeschmacks im eingehenden 21. Jahrhundert". Anhand einer eigens dafür ausgewählten Testperson wird unsere Runde das in Kürze auf den Markt kommende Akustik-Präparat "The age of adz" von Herrn Sufjan Stevens gründlich analysieren und auf dessen etwaige Nebenwirkungen aufmerksam machen.
Als Vergleichsobjekt ziehen wir zunächst ein etwas älteres Produkt aus dem Hause Radiohead heran. "Kid A", mittlerweile rund zehn Jahre alt und nach wie vor ohne Rezept erhältlich, wies seinerzeit dank fast identischer Wirkstoffe ähnliche Behandlungserfolge auf. Nutzer dieses Präparats beglückwünschten dessen Hersteller für die überaus kurze Latenzzeit, die der Weg vom Lautsprecher ins Hörzentrum benötigte, auch wenn Kardiologen aufgrund der zu erwartenden emotionsbedingten Herzrhythmusstörungen Bedenken äußerten.
Zu einem ähnlichen Schluss dürfte man anlässlich des nunmehr siebten Produkts aus dem Hause Stevens kommen, das in unserem Symposium vorab auf Herz und Nieren geprüft wurde. Die Wirkung zeigte sich überaus deutlich, wenn auch mit Verzögerung: Die Testperson (weiblich, zwischen 20 und 80 Jahre alt, bis auf leichte Erkältungserscheinungen in gesundem Zustand) war nach der ersten Verabfolgung zu einer längeren Befragung nicht fähig. Ihren Äußerungen zu entnehmen waren lediglich ein Seufzen und die Forderung nach "mehr Stoff". Hieraus ergab sich die logische Folgerung, dass "The age of adz", wie auch die übrigen Produkte des Herstellers, ein beträchtliches Suchtpotenzial birgt und die Präparate dieser Produktreihe daher nur von erfahrenen Nutzern verwendet werden sollten. Die detaillierte Analyse in unserem Fachlaboratorium kam zu folgendem Ergebnis:
Bereits der Einstieg ist dank des ersten Wirkstoffes namens "Futile devices" nur mit äußerster Vorsicht anzuwenden. Die Zeit von der Einnahme bis zur ersten spürbaren Wirkung beträgt nur wenige Sekunden, so dass aufgrund dieser akustischen Merkmale auf das Bedienen großer Maschinen um der eigenen Sicherheit Willen verzichtet werden sollte. "Too much", das einigen Nutzern vielleicht durch die vorab in Musikfachläden verabreichte Dosis bekannt sein dürfte, entfaltet erst im Ganzen seine volle Wirkung. Dies liegt begründet in der Hinzugabe verschiedener inhaltlicher Komponenten wie Hörnern und Streichern, vermischt mit einer großzügigen Portion elektronischer Elemente, wie man sie im Hause Stevens erst seit kurzem verwendet.
Eine ähnliche Reaktion wird auch die Einnahme von "Get real get right" hervorrufen. Bitte beachten Sie bei erhöhtem Konsum unbedingt das bereits angesprochene Suchtpotenzial! Auch hier sorgt das Zusammenspiel klassischer Komponenten mit einer schnell wechselnden Symbiose synthetisch hergestellter Melodien und Töne für Aufruhr auch unterhalb des Gehörorgans. Aufgrund der hektischen Wechselwirkung sollte "Get real get right" vor den Mahlzeiten eingenommen werden. Zeit für die Nahrungsaufnahme bleibt in der Folge ausreichend, denn der Hauptwirkstoff "Age of adz" führt mit der Kombination von ruhiger Einzelstimme und choralem Ausbruch unter Umständen einen rauschähnlichen Erschöpfungszustand herbei. Die finalen Auswirkungen des Präparats zeigen sich am deutlichsten und längsten: Der Wirkstoff "Impossible soul" benötigt eine knappe halbe Stunde, bis er sich völlig entfaltet hat, und ruft in dieser Zeit die unterschiedlichsten Reaktionen hervor. Fallstudien berichten von kompletter Loslösung von der bewussten Umwelt über das Ausschalten sämtlicher elektromagnetischer Kräfte bis hin zur massiven Ausschüttung körpereigener Endorphine mit resultierendem euphorischem Trancezustand. Schließen möchten wir mit einer Produktempfehlung: Zur Einnahme von "The age of adz" wird dringend geraten. Das Präparat wird Ihrem Hormonhaushalt bei bewusstem Gebrauch mehr als guttun.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Too much
- I walked
- Now that I'm older
- Get real get right
- Impossible soul
Tracklist
- Futile devices
- Too much
- Age of adz
- I walked
- Now that I'm older
- Get real get right
- Bad communication
- Vesuvius
- All for myself
- I want to be well
- Impossible soul
Referenzen
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