Eric Clapton - Clapton
WarnerVÖ: 24.09.2010
Blues mir einen
Mit der Sauferei sei Schluss, sagt Eric Clapton. Wollte man ihm dies auch nie so ganz abnehmen, liefert er nun mit seinem 19. Studioalbum den Beweis: "Clapton" klingt so nüchtern wie ein Sonntagmorgen. Oder wie ein verkaterter Sonntagmorgen, wenn der Kaffee die Kopfschmerzen vertreibt, die Brötchen duften und die Sonne durch das Küchenfenster scheint. Clapton weiß um diese Wohltat für den Körper, schließlich ist es ein Wunder, dass dieser ehemalige Junkie überhaupt noch E- und A-Saite unterscheiden kann. Nun also der definitive Soundtrack für das Leben nach dem Exzess.
Seit den Yardbirds, ach was, seit frühster Kindheit ist Clapton dem Blues verfallen. Zwölf Takte, drei Akkorde, das ist sein Antrieb. Der Titel des Albums weist mit Nachdruck darauf hin, dass hier das Wesen des populärsten weißen Blues-Gitarristen begründet liegt. Clapton fährt Jazz- und Dixieland-Standards, Country- und Blues-Songs auf, nimmt ein Saxophon mit, eine bräsige Orgel, Brass- und Swing-Sounds und den Spirit von New Orleans. Das Tempo ist gezügelt, die Gitarre leise und behutsam. Die gemarterte Stimme kratzt, schmirgelt und erzählt von der Ausweglosigkeit der Liebe. Den Blues hat er noch immer.
Sein vorausgeschicktes Motto lautet: "Wir spielen alle Rock'n'Roll und Blues. Doch am Ende des Tages sind wir doch alle Balladensänger." Und so kommt ein Song wie das herrlich verschlafene "Diamonds made from rain" zustande, ein Duett mit Sheryl Crow, das sich haarscharf am Kitsch entlanghangelt und beinahe meditativ und versöhnlich klingt. Schon in seiner Biographie hat er es großmäulig verkündet, und hier ist nun der Beweis: So etwas kann nur jemand aufnehmen, der mit sich selbst im Reinen ist. Und allein das Gitarrensolo stellt klar, dass Clapton niemand etwas vormachen kann. Als würde er "While my guitar gently weeps" noch einmal einspielen.
Doch ändern auch diese gelungenen Momente, diese grandiose Gitarrenarbeit nichts am Eindruck, dass das Feuer, das Clapton in seiner fast 50 Jahre andauernden Karriere am Lodern hielt, langsam erlischt. Immerhin wusste er selbst in den Achtzigern, als ihn Phil Collins aus dem Alkohol-Sumpf ziehen musste, dass das noch nicht das Ende war. Und 30 Jahre später klingt das Album, das er "Clapton" nennt, nach Feierabendspaß gealterter, verdienter Musiker. Es sei ihm gegönnt. Von ganzem Herzen. Denn Blues lebt nicht nur von Melancholie, sondern auch von Erinnerung.
Highlights & Tracklist
Highlights
- How deep is the ocean
- Diamonds made from rain
Tracklist
- Travelin' alone
- Rocking chair
- River runs deep
- Judgement day
- How deep is the ocean
- My very good friend the milkman
- Can't hold out much longer
- That's no way to get along
- Everything will be alright
- Diamonds made from rain
- When somebody thinks you're wonderful
- Hard times blues
- Run back to your side
- Autumn leaves
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Eric Clapton - I still do (93 Beiträge / Letzter am 14.10.2016 - 13:15 Uhr)
- Eric Clapton (64 Beiträge / Letzter am 10.05.2013 - 17:54 Uhr)