Joe Cocker - Hard knocks

Columbia / Sony
VÖ: 01.10.2010
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Diese Stimme zählt

Wenn im Musikbusiness einer das Recht hat, sein Album "Hard knocks" zu nennen, dann Joe Cocker. Denn mit Rückschlägen kennt sich wohl kaum einer besser aus als der Mann mit der rostigen Reibeisenstimme aus Sheffield. Der heute 66-jährige hat sein Leben chronologisch geordnet wie folgt verbracht: erst auf der Straße, dann als Star in den schicksten Hotelsuiten, zwischendurch im Drogenentzug und anschließend als Dauergast im Formatradio. Joe Cocker ist der Prototyp eines Stehaufmännchens. Und auch wenn nicht mehr viel übrig ist von dem Kultfaktor, der ihn in den späten Sechzigern umgab: Seine Stimme hat auch die schlimmsten Saufexzesse überstanden. Eben diese Stimme, die der Welt in Woodstock einst diese legendäre Version von "With a little help from my friends" entgegen brüllte. Logischerweise steht sie auch auf dem mittlerweile 23. Studialbum im Mittelpunkt.

Jüngere Hörer, die Cocker nur aus dem Frühstücksradio kennen, dürften erstaunt sein, wie frisch und leidenschaftlich "Hard knocks" über weite Strecken klingt. In der gleichnamigen Single etwa philosophiert der Altmeister über seine Jugend. "Had to learn it the hard way / earned my degree in the streets", schmettert Cocker da, während die Begleitband einen geschmeidigen Cocktail aus Soul und R'n'B erklingen lässt. Das nachfolgende "Get on" entwickelt sich gar zum formidablen Tanzbodenfüller. Cocker röhrt im Refrain mit einem Damenchor um die Wette, dass es die reinste Freude ist. Der funkige Auf-die-zwölf-Groove dürfte sogar Tom Jones ein anerkennendes Brummen abringen. In diesem spritzigen und lebhaften Stil könnte es ruhig weitergehen. Tut es aber natürlich nicht.

Denn schließlich war Cocker schon immer genauso für seine gefühlvollen Balladen bekannt wie für seine Uptempo-Nummern. Dass das kein Zufall ist, beweisen majestätische Schunkler wie "Unforgiven" und "Thankful". Hier versteht einer sein Handwerk und übertreibt es nie mit dem Pathos. Auch "So it goes" vermeidet gekonnt die Kitschschlinge, in der sich so viele von Cockers Kollegen aus dem Radio und auch er selbst des öfteren verfangen haben. Objektiv gibt es sowieso an keinem Lied auf "Hard knocks" etwas auszusetzen. Unaufdringlich, routiniert und oft auch inspiriert arbeitet sich das Album von Song zu Song. Dass der ein oder andere Beitrag wie "Runaway train" eher überflüssig ist: geschenkt. Ein Meisterwerk hat von Cocker eh niemand mehr erwartet. Die souveräne Spritzigkeit, die dieses Album über weite Strecken ausstrahlt, dürfte einige Leute aber positiv überraschen. Und das bedeutet schon mal viel für einen, der Rückschläge gewohnt ist.

(Mark Read)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hard knocks
  • Get on

Tracklist

  1. Hard knocks
  2. Get on
  3. Unforgiven
  4. The fall
  5. So it goes
  6. Runaway train
  7. Stay the same
  8. Thankful
  9. So
  10. I hope
Gesamtspielzeit: 39:02 min

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