Neil Young - Le noise

Reprise / Warner
VÖ: 24.09.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Ein bisschen Lärm macht noch keinen Frühling

Ein symbiotisches Verhältnis, das Musik und Text normalerweise bilden, sollte nur in seltensten Fällen auseinandergerissen werden. Aber bei Neil Young kann man, zumindest seit seinem 2002er Album "Are you passionate?", diesen riskanten Schnitt setzen, um somit die bekannten zwei Medaillenseiten näher zu beleuchten. Denn seit guten acht Jahren hat man mehr oder weniger das Gefühl, dass eine dieser Seiten im deutlichen Missverhältnis zur Gegenüberliegenden liegt. Und wann immer Young ein neues, zugegeben oft mutiges und veränderndes Albumkonzept ankündigt, das entweder Musik oder Text zur Einheit zwingt, steht zu befürchten, dass dieses Missverhältnis eine weitere Erschütterung erfährt.

Dabei ist die grundlegende Idee zu "Le noise", produziert vom nicht unbekannten (Mit-)Namenspaten Daniel Lanois, gar keine schlechte, denn sie hat schon früher bestens funktioniert. So hat es mit "Ragged glory" schon einmal ein qualitativ anspruchsvolles "Zurück zum Lärm" gegeben, das dann mit dem energetischen Live-Album "Weld" und dem konsequenten Minimalimus-Experiment "Arc" auf die sich gut anfühlende Spitze getrieben wurde. Und wer Young in den letzten Jahren live auf der Bühne beobachten konnte, der weiß, dass er eines immer noch aufwühlend und leidenschaftlich betreibt: Hypnotisierend lärmen, bis die Saiten notgedrungen bersten. Und das tut er nun auf "Le noise" ganz ohne Bandbegleitung.

Mit dem ausschließenden Blick rein auf musikalische Gegebenheiten von "Le noise" bleibt zu konstatieren, dass die Medaillenseite auch nach dem Ausklingen des letzten Stückes goldglänzed scheint. "Walk with me" springt in einem Guss von hartem, klarem Rock'n'roll über zu von Rückkopplungen bestimmten elektronischen Verfremdungen. Diese haben auch in "Sign of love" Bestand, verleihen dem repetitivem Soundgeflecht die nötige Weitflächigkeit. Auf sich wiederholende psychedelische Auswüchse setzt dann auch "Someones's gonna rescue you" - und man fühlt sich in Verbindung mit "Love and war", "Angry world" und "Hitchhiker" beinahe dazu hingerissen, Young einen achten, neunten oder zehnten Frühling zu bescheinigen.

Aber dann ist ja noch die bisher ausgeblendete Kehrseite der Songdichtung. Auch wenn Young auf "Le noise" Psychosoziales, Sozialkritisches und Politisches mischt und eben nicht auf einen einzigen Themenbereich schielt, ist man als Hörer mit einer lyrischen Direktheit und teilweise Einfachheit konfrontiert, die man entweder als senile Naivität abkanzeln kann oder als Altersweisheit ohne Schnörkel zu schätzen weiß. Doch bevor ein Urteil gefällt werden kann, muss sich der Kreis schließen. Wenn Musik und Text zusammenkommen, dann siegt die Begeisterung über die Zweifel, die Dichte der Lärmstruktur über getextete Extravaganzen, die musikalische Überlegtheit über lyrische Direktheit. "Peaceful valley boulevard" und "Rumblin'" halten sich schlussendlich gegenseitig fest. Text und Musik geben sich überraschend interpretatorisch-symbolisch und entbehren so der zeitgenössichen Neil-Young-Kritik. Vielleicht ist "Le noise" doch tatsächlich der achte Frühling. Oder der neunte.

(Markus Wollmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Angry world
  • Peaceful valley boulevard
  • Rumblin'

Tracklist

  1. Walk with me
  2. Sign of love
  3. Someone's gonna rescue me
  4. Love and war
  5. Angry world
  6. Hitchhiker
  7. Paceful valley boulevard
  8. Rumblin'
Gesamtspielzeit: 37:59 min

Im Forum kommentieren

Kramer

2010-10-05 00:14:54

** 1/2! Ein Hundetod,wer widerspricht!

tops

2010-10-05 00:11:35

Sozialverekler, Nachsprecher, Mitmacher, Ideenschänder, Imperativstümper, Unkönner, Schwachbolde, Stieflinge, Mißkünstler: nieder damit.

Kramer

2010-10-05 00:06:12

** 1/2!Wau, wau!

tops

2010-10-05 00:04:36

** 1/2! Das der Gewinn.

Kramer

2010-10-05 00:03:13

Ne Schweinerei das!

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