The Ghost - War kids

Sunday Best / PIAS / Rough Trade
VÖ: 23.07.2010
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Herz an Herz

Das gab's auch noch nicht so oft: eine Elektro-Indie-Pop-Rock-Band von den Färöer-Inseln, die in England ziemlich zielsicher in die oberen Chartpositionen vordringt. The Ghost heißt die Band, die sich da vom Nirgendwo im atlantischen Ödland aufs europäische Festland vorwagt. Entsprechend ist der Titel des Debüts gewählt: "War kids" - geschult im Kämpfen um Aufmerksamkeit, gestählt durch die stetigen Grabenkämpfe mit den Eltern und dann natürlich abgehärtet durch den Einsatz im Ausland. Der Titel ist Programm. Das junge Duo, Filip Mortensen und Urbanus Olsen, ist dann mal weg von zu Hause, denn Europa wird diesen eigenwilligen Stilmix lieben.

"War kids" hört sich in etwa an wie Muse, die Roxette spielen. Hinter eingängigen, lodernden Melodien verbergen sich komplexe Songstrukturen und der Mut zum großen Arrangement. Hält man sich vor Augen, dass diese zwei Buben noch nicht das 23. Lebensjahr erreicht haben, dafür aber so viel Gespür für große, eingängige, zeitgenössische Popmusik haben, die weder platt noch aufgesetzt daher kommt, ist das zumindest beachtlich. Allein der Titelsong zeigt das Talent des Duos an: ein beschwingter Hit, der mit viel Elan, dezenten Synthies und blutendem Herz daherkommt.

"Everyone is searching for something / We are never satisfied / We are all war kids in search of an answer", sagen sie und verstecken dabei ihre jugendliche Unbekümmertheit hinter ausdrucksstarken Sätzen. Das darf man nicht falsch verstehen: Das Album ist keineswegs nachdenklich. Es ist vielmehr ein leichtes, gutgelauntes Popalbum, das sich ab und an eine melancholische Überlegung genehmigt. "Love is nothing" funktioniert nicht nur wegen seiner geschmackssicheren Hookline, auch das Synthie-Riff steht ihm ziemlich gut. Dieser Frohmut ist wunderbar. Zunächst.

Es ist ohrenkundig, dass diese Band ihre Entwicklung noch nicht abgeschlossen hat. Songs wie "Superhero" gehen ins Ohr, haben mit einem Männerchor auch einen dezenten Spannungsbogen gespannt, doch ändert dies nichts an der Tatsache, dass man den Sound, die Songs als ein wenig eindimensional entlarvt. Was von The Ghost und deren Debüt übrig bleibt, sind drei, vier starke Songs und der Griff ins Plattenregal zu den Flaming Lips. Diese gelten den Färöern übrigens als wichtigster Einfluss. Hört man nicht.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Blood of romance
  • War kids
  • Everything can explode

Tracklist

  1. Something new
  2. Dream of Subak
  3. Blood of romance
  4. City lights
  5. Fools crown
  6. War kids
  7. Love is nothing
  8. Superhero
  9. Everything can explode
  10. Bad things
Gesamtspielzeit: 33:20 min

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