Avenged Sevenfold - Nightmare
WarnerVÖ: 27.08.2010
Keine einfache Rechnung
Gut Ding will Weile haben. Im Falle von "Nightmare", dem neuen Machwerk von Avenged Sevenfold, dauert jene Weile sechsundsechzig Minuten, was bei elf vorhandenen Tracks einen beinahe schon epochalen Durchschnitt von sechs Minuten bedeutet. Eine einfache Rechnung, die die Jungs aus Huntington Beach allerdings ohne James Owen Sullivan machen mussten. Nach Beginn der Arbeiten zum fünften Studioalbum entschied sich der Schlagzeuger kurz vorm Jahreswechsel 2009/2010 für verschreibungspflichtige Medikamente gepaart mit Alkohol und gegen alle(s) andere(n): R.I.P. Einfacher wurde die Rechnung für Avenged Sevenfold dadurch sicherlich nicht. Womit auch die Frage geklärt sein dürfte, warum "Nightmare" der vielleicht düsterste und melancholischste Output der Kalifornier geworden ist. Titel wie "Buried alive", "Natural born killer", "God hates us" oder "Tonight the world dies" sprechen zudem noch vor dem ersten Ton eine deutliche Sprache. Auf dass man sich die Metalmatte am Zaunpfahl stoße.
Muss aber nicht sein. Auch mit spärlichem Haupthaar kommt man nicht umhin, "Nightmare" über weite Strecken als durchaus gelungen zu bezeichnen, ohne dabei auf ganzer Länge und restlos zu überzeugen. So ist bereits der eröffnende Titeltrack ein Paradebeispiel für das, was Avenged Sevenfold bisher stets ausgemacht hat: Langes Intro, breitbeiniger Hardrock mit Metaleinschlag, ordentliche Saitenarbeit und fertig. In die Trick- und Überraschungskiste greift hier niemand. Muss auch niemand, solange dabei auch mal etwas Knackiges wie "Welcome to the family" herauskommt. Schöne Melodie inklusive. Überhaupt nicht einzuordnen sind Stücke wie "Danger line", die zunächst von erfrischender Aggressivität und Geschwindigkeit leben, um dann plötzlich - fast schon wie im Musical - das Tempo vollkommen rauszunehmen und mittels Gitarrensolo balladesk dahinzusiechen. Kaum hat der Hörer Slash vor seinem geistigen Auge wieder wegbekommen, spaziert Klaus Meine vorbei und pfeift sich einen.
Wer sich von hart bis zart erholt hat, kann direkt im Anschluss mit "Buried alive" das Ganze in umgekehrter Reihenfolge und etwas schmissiger erleben. Und sonst so? "Natural born killer" und "God hates us" gehören zu der Sorte Lieder, von denen es gerne mehr hätte geben dürfen. Power-Metal, wie er zu sein hat. Teils kreischender Gesang, Riffgewitter, Tempo, Doublebass - alles am Start. Apropos am Start: Für Sullivan saß übrigens kein geringerer als Dream Theater's Mike Portnoy hinter dem Schlagzeug. Sicherlich ein etwas komisches Gefühl, bei der vor Melancholie strotzenden und gefälligen Piano-Ballade "Fiction" zu den Sticks zu greifen, während die näselnde Stimme Sullivans dazu vom Band hinzugemischt wird. Bleibt unter dem berühmten Strich eine Art Konzeptalbum zum Thema Tod und Verlust mit James Sullivan in der freiwilligen Hauptrolle. "Tonight we all die young", heißt es in "Save me". Eine Rechnung, die leider nie so wirklich aufgeht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Welcome to the family
- God hates us
- Fiction
Tracklist
- Nightmare
- Welcome to the family
- Danger line
- Buried alive
- Natural born killer
- So far away
- God hates us
- Victim
- Tonight the world dies
- Fiction
- Save me
Referenzen
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