
Mark Olson - Many colored kite
Rykodisc / ADA Global / WarnerVÖ: 03.09.2010
Ein bisschen Frieden
Es muss ein umwerfendes Gefühl sein, wenn man die Freiheit genießt, sich seine Weggefährten zu jedem neuen Album selbst auswählen zu können. Man hat den Status erreicht, an dem man nahezu alles machen kann, wozu man Lust hat. Im Alternative Rock ist zum Beispiel Mike Patton so einer, der keine Rücksicht auf Verluste nehmen muss. Und für Mark Olson gilt Ähnliches in abgeschwächter Form für das weite Feld des Americana. Ein Begriff, der für Olsons neuestes Werk gleichermaßen zu weit und zu eng gefasst ist. Zu weit, weil sich dieses Album auf Alternative Country und Folk beschränkt und weitere Facetten außen vor lässt. Zu eng, weil es auch in der Tradition des britischen Folk der Sechziger Jahre steht, wie etwa das Stück "No time to live without her" belegt. Dort kommt dieses leicht verspielte Etwas zum Ausdruck, dem die Britin Vashti Bunyan im Hintergrund zusätzlich die passenden Harmonien einhaucht.
Die erste Weggefährtin wäre somit benannt. Olsons langjähriger Kumpan Gary Louris, neben ihm Mitbegründer der in den Neunzigern durchaus erfolgreichen Jayhawks, ist diesmal nicht mit von der Partie wie noch auf "Ready for the flood", dem ersten gemeinsamen Werk nach 14 Jahren, oder auf einigen Songs von Olsons letztem Soloalbum "The salvation blues". Seine Creekdippers scheinen ebenfalls Geschichte zu sein. Doch was soll's? Es bleibt eben alles anders. Olson wechselt zwar das Label, behält aber mit Beau Raymond immerhin den Produzenten von "Ready for the flood". Er versucht vieles anders zu machen, muss sich dann jedoch dabei ertappen lassen, wie alles zu einer hervorragenden Zusammenfassung seines bisherigen Schaffens gedeiht.
Die elf Songs von "Many colored kite" sind allesamt recht ruhig gehalten und dulden keine größeren Ausbrüche. Den gemeinsam mit der texanischen Sängerin Jolie Holland intonierten Auftakt "Little bird of freedom" etwa schrieb Olson in einem Park in Oslo - vielleicht atmet der Song deswegen geradezu Frieden und Freiheit. "Beehive" ist da schon ein wenig schwerer und gedrungener, eröffnet mit seinen Geigen eine wunderbare Welt und gehört zu den herausragenden Stücken. Vollmundig und ordentlich aufgetragen wird in "Bluebell song", das wie ein kleines Country-Kammerorchesteropus mit Orgel, Glockenspiel und reichlich Percussions anrückt, wohingegen der Rausschmeißer "More hours" sich wieder in stille akustische Gefilde flüchtet.
Auf Olsons Variabilität sowie die Song- und Gästeauswahl ist dabei wie schon auf seinen vorherigen Veröffentlichungen mehr als Verlass, immer wieder blitzt saubere Brillanz durch den amerikanischen Wüstensand. Er erweist sogar Bob Marley das ein oder andere Mal die hauptsächlich textliche und philosophische Ehre, was sich beim ersten und zweiten Hördurchgang noch nicht unbedingt offenbart. Trotz der Zugänglichkeit dieses ausgezeichneten Albums es macht es "Many colored kite" dem Hörer also nicht immer ganz einfach, das abgesteckte Gebiet zu erkunden. Hat man es aber erst einmal eingenommen, lässt man sich nicht mehr so schnell davon vertreiben.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Little bird of freedom
- Beehive
- No time to live without her
- More hours
Tracklist
- Little bird of freedom
- Morning dove
- Many colored kite
- Bluebell song
- Beehive
- No time to live without her
- Your life beside us
- Scholastica
- Kingsnake
- Wind & rain
- More hours
Referenzen
Spotify
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