Isobel Campbell & Mark Lanegan - Hawk
V2 / Cooperative / UniversalVÖ: 20.08.2010
Alles ist erleuchtet
Also doch: nächste Runde. Als man einst von der unwahrscheinlichen Zusammenkunft von Isobel Campbell und Mark Lanegan erfuhr, erwartete man eine kleine EP und wagte kaum, auf mehr zu hoffen. Rund vier Jahre später vereinen sich Campbells zarte, körperlose Stimme und Lanegans schauriges, rabenschwarzes Organ bereits zum dritten Mal für ein vollwertiges Album. Die Songs sind wieder schlanke Schatten, düstere Stoßgebete, hoffnungslose Liebesgedichte. "Hawk" erzählt von einem Leben, das sich zwischen Schweiß, flirrender Luft und heißem Atem abspielt.
War beim letzten Mal noch von einer grandiosen Western-Sause die Rede, dann spielt "Hawk" nun in der Liga der Bestattungsunternehmer. Die akustische Gitarre schlägt die dramatischsten Töne zwischen Moll und Depression an, das Schlagzeug spendet mal eine durchgängige Bassdrum, einen Marsch oder gespenstische Beckenschläge, nur um die ganze Stimmung noch hoffnungsloser zu gestalten. Lanegan brummt aus den Tiefen seines Wesens, und Campbell verdichtet diese nebelige, ungreifbare Atmosphäre mit ihrer ureigenen Leichtigkeit. Da fällt bei so manchem Ton das Atmen schwer.
"Hawk" bietet eine ganze Menge Einflüsse als Erkennungsmerkmale an: viel Blues, viel Country und viel mehr Folk als gewohnt. Wenn Lanegan im wunderschönen Gospel von "Lately" nicht auf Leonard Cohen machen würde, könnte man hier einen Song von Bob Dylan aus der Zeit nach seiner Hinwendung zum Christentum vermuten. In diese Sphären ist das ungleiche Duo aber noch nicht vorgedrungen. Das Empirische bietet hier mehr Möglichkeiten als das Spirituelle. Und diese knisternde Erotik zwischen Lanegan und Campbell, die in jedem gesungenen Ton steckt, könnte so ja auch gar nicht erklärt werden.
Der Titelsong, ein wilder und ungestümer Blues-Standard, hat eine verzerrte Mundharmonika im Anschlag, kommt ganz ohne Stimmen aus und ist ein angenehmer Ausbruch. "Come undone", die obligatorische Hommage an Lee Hazlewood und Nancy Sinatra, steht mit ihrer kühlen Arroganz im krassen Gegensatz dazu und zeigt doch deutlich, was Campbell und ihr Meistersinger Lanegan auf "Hawk" zu bieten haben. Wie schon die beiden Vorgänger ist auch diesmal ein stimmungsvolles und gewaltiges Album das Resultat einer fruchtbaren Zusammenarbeit. Vielleicht sogar das beste, das bisher in dieser Kombination entstand. Und zumindest in dieser Jahreszeit das beste Mittel gegen Fernweh.
Highlights & Tracklist
Highlights
- You won't let me down again
- Come undone
- Time of the season
Tracklist
- We die and see beauty reign
- You won't let me down again
- Snake song
- Come undone
- No place to fall
- Get behind me
- Time of the season
- Hawk
- Sunrise
- To hell & back again
- Cool water
- Eyes of green
- Lately
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Wolffather
2010-11-25 17:09:59
Ich mag ihre Stimme bzw. wie sie sie einsetzt sehr, die nur von ihr gesungenen Songs sind auch fantastisch... allerdings finde ich auch, dass ein Solo-Konzert von ihr stimmlich etwas zu monoton wäre... die Kombination aus beiden Stimmen (engelsgleich vs. schroff) ist ein absoluter Burner... Lanegan ist sowieso über jeden Zweifel erhaben, einer der besten Sänger unserer Zeit
Ardra
2010-11-25 11:54:43
Essen war auch toll, trotz dass Isobel Campbell wohl gesundheitlich angeschlagen war und stimmlich gerade am Anfang nicht ganz gegen die Gitarre und Lanegan ansingen konnte.
Letzterer wirkte dafür irgendwie gelöster, gab Autogramme am Ende des Konzertes und was den Gesang betraf, war er sowieso wieder großartig.
Ich muss gestehen, dass mich Campbells Stimme allein nicht so mitreißen würde, aber in Kombination mit seiner Stimme und dank ihrer tollen Songs, fällt das gar nicht mehr ins Gewicht.
Saturday's Gone war zB wunderschön.
Wolffather
2010-11-25 02:45:12
vorhin live gesehen... unglaublich gut
Wolffather
2010-08-26 21:41:26
leider bin ich gerade im Urlaub und kann es mir erst am 3.09. holen...
ich freue mich aber schon sehr drauf, die Vorgänger waren fantastisch
Pascal
2010-08-26 20:41:29
Herausragendes Album.
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