The Walkabouts - Ended up a stranger
Glitterhouse / IndigoVÖ: 29.10.2001
Fallende Sterne
Seit 1984 sorgen The Walkabouts, bereits zu Grunge-Zeiten Seattles Vorzeige-Melancholiker, nun schon für sehnsuchtsvolle Momente zwischen Folk, Country und Rock. War das letztjährige "Train leaves at eight" noch ihre Huldigung europäischen Schwermuts, vertonen sie auf "Ended up a stranger" wieder eigene Leidenschaften. Erinnerungen, meist keine guten, schweben vorbei und verschaffen sich Gehör. Verfolgt von flüsternden Phantomen der Vergangenheit hauchen Carla Torgerson und Chris Eckman Zeilen wie "I keep crashing into parked cars" in die Dunkelheit, während die Gitarren weinen und die Geigen klagen.
Düster ist sie also immer noch, die Welt der Walkabouts. Selbst die Aliens und die Engel halten es nicht aus. "They're countin' down the days / Till they leave us alone". Doch statt selber zu flüchten, erzählen Songs wie "Life: the movie" oder "See it in the dark" nur davon. Zu sehr sind sie in ihrer Welt verwurzelt, zu stark ist die Schwerkraft, die an den Melodien des Sechsers zerrt. So schwer es auch wiegt, schlägt das "Lazarus heart" doch für diesen finsteren Ort. Flucht ist unmöglich.
Das Leben zeigt sich hier von der dunkleren Seite. Mißtrauen stellt sich der Hingabe in den Weg. "Why do you whisper? / It's true, true lovers whisper / Or don't say anything at all." Durch den Nebel der Gitarren und die immer wieder vorbeihuschenden Blips und Bleeps von Eckman weht ein kalter Wind. In den Schatten findet Torgersons weiche Stimme zwar kein Seelenheil, aber doch so etwas wie Zuflucht. Geigen gesellen sich zu ihr und erzählen vom Licht. Es wartet am "Winslow place", wo Hoffnung keimt und der Morgen graut.
Dort, wo Neil Young den Hurricane sucht und David Bowie die Mauer fand, wärmen sich auch die Walkabouts am Fegefeuer der Leidenschaften. Um dieses haben sie mitten in der Prärie ein paar kleine Verstärker aufgebaut, um mit dem Feedback die verlorenen Seelen zu kitzeln. Auch wenn die Leere der Landschaft manchmal die Gefühle abstumpfen läßt, tränken sich die Songs doch meist am fließenden Herzblut. Wenn "Mary Edwards" ihre Träume zu weichen Synthesizern zerfließen läßt oder Eckmans Gitarre im Titelstück mit den Wölfen heult, blitzen die zarten Funken der Hoffnung auf und erscheinen fast wie Sternschnuppen am kahlen Himmel. Doch was wünscht man sich, wenn man bereits wunschlos unglücklich ist?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Lazarus heart
- Mary Edwards
- Winslow place
- Ended up a stranger
Tracklist
- Lazarus heart
- Radiant
- Life: the movie
- More heat than light
- Fallen down moon
- See it in the dark
- Mary Edwards
- Lest we forget
- Winslow place
- Cul-de-sac
- Incidento
- Climb
- Ended up a stranger
Referenzen
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