Morcheeba - Blood like lemonade

PIAS / Rough Trade
VÖ: 18.06.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Der Transfermarkt

Aufregung und Skandale waren Morcheeba schon immer fremd. Und so unspektakulär, wie Sängerin Syke Edwards 2003 ihren Rauswurf durch die Brüder Paul und Ross Godfrey hinnahm, schließt sie sich den gemächlichen Klangbastlern nun einfach wieder an. Fünfzehn Jahre Morcheeba seien ein guter Zeitpunkt für eine Reunion, und so mache man eben wieder gemeinsam Musik. Ganz geschäftsmäßig. Da wird die zunehmende Sehnsucht der aktuellen Thirtysomethings nach den Klängen ihrer Sturm-und-Drang-Zeit in den Neunzigern ein Übriges dazu getan haben.

"Blood like lemonade" macht denn auch da weiter, wo die gemeinsame Beziehung von acht Jahren mit "Charango" aufgehört hatte, ohne den zwischenzeitlichen Flirt der Godfreys mit Folktronica zu vernachlässigen. "Crimson" gibt dem Album einen chilligen Downbeat vor, der die Sonne nach einer durchfeierten Nacht aufgehen lässt. Entspannung ist durch Skyes sanfte Melodielinien und abgeklärte Arrangements garantiert. Wo auf "The antidote" und "Dive deep" die vielen Gaststimmen einer ganzheitlichen Atmosphäre im Weg standen, stellt Edwards gleich beim ersten neuen Song die alte Herrlichkeit wieder her.

Die geschmeidige Single "Even though" borgt sich ein paar Beats bei den frühen Massive Attack, aber das ist bei Brüdern im Geiste kein Vergehen. Die zurückgekehrte Sängerin findet zwischen Widrig- und Unzulänglichkeiten unvermutete Hoffnung und präsentiert diese mit einer Prise Soul, die auch das bedächtige Titelstück prägt. "I am the spring" lässt dann alle Beats fahren und arbeitet sich an dunkelschokoladigem Folk ab. Im süßlichen "Recipe for danger" verblüfft Edwards dann mit der Eröffnung "I wanna know why there's a dead guy in my dining room" und skizziert zu halbschattigen Grooves einen Mord. Die Faszination warmer Zurückhaltung trifft auf die gewohnt anschmiegsame Harmonie, und trotz Edwards' "I never felt my heart beat faster" im Refrain regiert weiter das gemächliche Midtempo.

Es ist für beide Seiten eine Rückkehr zu alter Stärke. Angesichts ihrer beiden harmlosen Soloalben erfreuen Skyes zielsicheres Gespür für clevere Melodien, und die Godfrey lassen sich selbst dort von ihr anfeuern, wo sie ihren Gesang gar nicht brauchen. Die Instrumentals "Mandala" und "Cut to the bass" knabbern an entspannten Zeitgeist-Grooves und bemühen sich erfolgreich um Kniffligkeit. Solche Exkurse führen aber nicht in die Irre. Schließlich wartet am Ende mit "Beat of the drum" noch ein beeindruckendes Statement in Sachen Pop. Gut sechs Minuten scheppert es im Hintergrund, während ein bluesiges Gitarrenlick Edwards zu Parolen über Aufbruch und Durchhaltewillen antreibt. "To the beat of the drum we travel on / Courageous we sail into the storm / Singing our song." Subtil wächst der Nachdruck, und sogar ein pink-floydiges Gitarrensolo hat Platz. Für ein Ausrufezeichen braucht es jedoch kein inszeniertes Spektakel. Manchmal reicht ein eingespieltes Team.

(Oliver Ding)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Crimson
  • Even though
  • Recipe for disaster
  • Beat of the drum

Tracklist

  1. Crimson
  2. Even though
  3. Blood like lemonade
  4. Mandala
  5. I am the spring
  6. Recipe for disaster
  7. Easier said than done
  8. Cut to the bass
  9. Self made man
  10. Beat of the drum
Gesamtspielzeit: 45:00 min

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum