The Morning Benders - Big echo
Rough Trade / Beggars / IndigoVÖ: 18.06.2010
Zuckerwatte-Landschaften
Simple Gleichung: "Shouting into a valley / Big shout - big echo / Small shout - small echo." Diesen Leitspruch hat das kalifornische Indiepop-Quartett The Morning Benders formuliert und an prominenter Stelle im Booklet ihres zweiten Albums, sinnigerweise "Big echo" betitelt, platziert. Dabei ist die Musik der Vier alles andere als aufdringlich, sie spielen sehr zurückgelehnten Surfpop, der immer wieder in Richtung New York blickt und mit salutierender Geste den großen, zugedröhnten Bruder Freak-Folk grüßt. Ihre klangliche Nachbarschaft zu Grizzly Bear ist dabei omnipräsent, was nicht verwundert - schließlich wurden die zehn Songs von Chris Taylor, dem Multiinstrumentalisten der emporgestiegenen Indierock-Gruppe, produziert. Im Verlauf des Albums beweisen The Morning Benders jedoch, dass sie mehr als die wohlbehüteten Protegés sind.
Relativ früh wird deutlich, dass die Kalifornier große Ambitionen haben: Einen eleganten Surfpop-Song im Walzermodus übers Parkett zu schicken, beispielsweise. "Excuses" schunkelt sich mit seinem 3/4-Takt ins Gehör und packt ebendort, mit dem süffisanten Lächeln eines Jens Lehmann, einen harmonisch-spitzbübischen "Da-da-da"-Chor aus. Das darauf folgende "Promises" ist der überlebensgroße Earcatcher, auf den sämtliche Serienmacher und Werbeagenturen seit "Let's go surfing" und "Two weeks" gewartet haben dürften. Die vier jungen Männer haben sogar keine Scheu davor, das wunderbar rumpelige "Cold war" - das selbst auf dem tollen "Album" der Girls eine herausragende Rolle gespielt hätte - nach nicht einmal zwei Minuten Spielzeit zu stoppen und eine verträumte Ballade schier körperloser Gattung folgen zu lassen. Das ist nicht weniger als mutig und nur ein kleines Indiz für den Entdeckungs- und Spieldrang, der "Big echo" auszeichnet.
The Morning Benders erspielen sich mit diesem Album eine voraussichtlich unüberschaubare Hörerschar, die sie prinzipiell nach ihrem ungleich pop-verliebteren Debüt "Talking through tin cans" schon verdient gehabt hätten. "Big echo" klingt unangestrengt, intuitiv zielstrebend und baut mit einem Augenzwinkern Zuckerwatte-Landschaften, an denen man sich hungrig zu fressen droht. Das Beste daran: Bauchschmerzen muss man nicht befürchten, dafür ist hier alles zu ausgefuchst und clever. Es kommen einem unweigerlich James Mercer und seine ebenso tollen Shins in den Kopf. Große Referenzen für eine Band, die mit "Big echo" tatsächlich einen respektablen Schrei loslässt-lässt-lässt-lässt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Promises
- Cold war
- Hand me downs
Tracklist
- Excuses
- Promises
- Wet cement
- Cold war
- Pleasure sighs
- Hand me downs
- Mason jar
- All day day light
- Stitches
- Sleeping in
Referenzen
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