Melvins - The bride screamed murder
Ipecac / SoulfoodVÖ: 04.06.2010
So halt
Bei den Melvins weiß man einfach immer, was man bekommt: hymnischen Gesang, ein Gespür für pop-rockige Melodien und catchy Gitarren, verpackt in leicht überlangen Midtempo-Songs. Rein in den CD-Player (oder rauf auf den Plattenteller), den kleinen Knopf mit dem Dreieck drücken (oder die Nadel auflegen) und zurücklehnen. Easy listening, oder so. Wie, das klingt so überhaupt nicht nach den Melvins? Wir sprechen doch von den Melvins, oder? Ja, tun wir, keine Angst. Und der Vollständig halber sollte wohl erwähnt werden: Gepolter von zwei Schlagzeuge(r)n, noisiges Gitarrengequietsche und eine ganze Armada Metalriffs fehlen auch auf "The bride screamed murder" nicht.
Ganz im Gegenteil: "The water glass" legt gleich mächtig vor, gibt eineinhalb Minuten Vollgas, so wie man es von den vergangenen beiden Alben gewöhnt ist. Doch dann verstummen die Saiten plötzlich, und übrig bleibt ein mehrstimmiges Call-and-Response-Stück, unterlegt nur mit spartanischen Drums, das der Platte erstmal den Wind aus den Segeln nimmt. Das ist irgendwie unbefriedigend, aber den Melvins etwas anderes als volle Absicht zu unterstellen, wäre naiv. "The bride screamed murder" ist gleichzeitig zugänglicher und anstrengender als "A senile animal" und "Nude with boots".
Zugänglicher, weil manche Songs für Melvins-Verhältnisse geradezu angenehm sind. "Hospital up" beginnt mit warmen, sonnigen Stoner-Gitarren, die frappierend an John Garcias Post-Kyuss-Band Unida erinnern. "Pig house" ist zwar vollkommen von Stakkato zerfressen, genehmigt sich aber zwischendurch ein paar ohrenschmeichelnde Harmonien (und in der Mitte ein paar Oink-Laute aus dem Synthie). Das sich vorwärts schleppende "I'll finish you off" ist klassischer Melvins-Doom, aber mit einnehmenden, mehrstimmigen Gesangslinien und Kirchenorgel, die sich in vertracktem Drumgewitter auflöst.
Schwieriger und anstrengender wird es bei dem schwerfällig-unruhigen "Electric flower", dessen zwischenzeitliche Richtungslosigkeit zwischendurch an den Opener erinnert, dem überaggressiven Chaos-Metal von "Inhumanity and death" oder der Coverversion "My generation". Von dem The-Who-Klassiker bleibt nicht einmal mehr die Mitsing-Zeile "Talkin' ‚bout my generation" übrig. Buzz Osborne knirscht den zur übertrieben doomigen Begleitung von Schlagzeug und Bass zwischen den Zähnen hervor. Der Song hört sich wie die ausgesaugte Vampirversion seiner selbst an, statt des krachigen Endes des Originals gibt es ein langsames Ausbluten. Aber auch das war ja zu erwarten. Wir sprechen hier schließlich von den Melvins.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Evil new war god
- Hospital up
Tracklist
- The water glass
- Evil new war god
- Pig house
- I'll finish you off
- Electric flower
- Hospital up
- Inhumanity and death
- My generation
- PG x 3
Im Forum kommentieren
Andre
2010-06-19 16:09:47
kurze Zwischenmeldung:
die Melvins bringen nächsten Monat noch eine Split mit Isis auf Hydra Head raus! woho!! nettes Abschiedsgeschenk von Isis.
Quelle: http://pitchfork.com/news/39201-news-in-brief-melvinsisis-fol-chen-the-chap-8035-festival/
toolshed
2010-06-18 23:31:44
(8,5/10): "TBSM" entpumpt sich nach mehreren Hördurchläufen als erstklassiges Album (wie ((fast)) alles von ihnen). Nicht so großartig wie "S-e-n-i-l-e A-n-i-m-a-l", dafür allerdings noch ein gutes Stück knackiger als "N-u-d-e W-i-t-h B-o-o-t-s"..
Van
2010-06-06 21:01:50
Hospital Up is mein Favorit
Third Eye Surfer
2010-06-06 19:53:33
Pig House hat Evil New War God bei mir noch überholt. Was ein Song.
Boneless
2010-06-06 12:15:24
ich fasse es nicht, dass ich schon beim zweiten versuch den teuflischen spam-filter von plattentests milde stimmen konnte :O
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