Daniel Lioneye - Vol. II

The End / Soulfood
VÖ: 18.06.2010
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
3/10

Kein bisschen Spaß

Jeder weiß: Irgendwann hört der Spaß auf. Für Daniel Lioneye muss dieser Zeitpunkt irgendwann nach der Veröffentlichung von "The king of rock'n'roll" anno 2001 gekommen sein. Denn da rückte für Mikko 'Linde' Lindström, Ville Valo und Migé Amour die Hauptband zurück in den Mittelpunkt. Fortan gab es mit HIM so allerlei lyrische Tode zu sterben, seichte Riffs zu umschiffen und Charts zu stürmen. Da blieb keine Zeit mehr für Spaßausflüge wie erwähntes Album, auf dem Zeremonienmeister Valo die Felle bearbeitete und Linde mal den Sänger mimen durfte, anstatt immer nur die sechs Saiten des Todes zu schrubbeln. Also wurde das Nebenprojekt erstmal zur Ruhe gebettet und schlummerte bis 2008 im Dornröschenschlaf. Erst nach der Veröffentlichung von "Venus doom" erwuchs im HIM-Klampfer der Wunsch, den Zeitvertreib wiederzubeleben.

Und nun das: Daniel Lioneye "Vol. II" hat rein gar nichts mehr mit der Band gemein, die vor neun Jahren bluesgetränkten Riff-Rock kredenzte und durch ihren launigen Dilettantismus gefiel. Vielmehr gibt es nun Black Metal direkt aus der Hölle zu hören. Hier werden apokalyptische Schreie en masse abgesondert, derbste Riffs heruntergeböllert und Schlagzeugbleche im Akkord zerdeppert. Kein Wunder, dass auch die Bandbesetzung eine komplett andere ist. Ob Ville Valo mit dem neuen Stil an seine Schlagzeuger-Grenzen stieß oder nur keine Lust mehr hatte, ist nicht ganz klar. Jedenfalls sind außer Linde, der in Dreifachfunktion als Sänger, Gitarrist und Bassist auftritt, nur noch HIM-Keyboarder Burton und ein Metal-erfahrener Drummer namens Bolton dabei. Der infernalische Lärm, den das Trio produziert, lässt den Hörer keine Sekunde lang an Lindes Aussage zweifeln, dass er in den Songs auf dem neuen Album innere Dämonen bekämpft.

Die Songtexte alleine hätten einem das allerdings nicht verraten. Denn die sind so gut wie nie zu verstehen und gehen in dem matschigen Soundbrei auf "Vol. II" gnadenlos unter. Dass Linde ein mehr als solider Metal-Gitarrist ist, steht außer Frage. Beim Songwriting hätte er sich allerdings gerne vom Fürsten der Finsternis aus seiner Hauptband unter die Arme greifen lassen dürfen. Denn die scheinbar willkürlich aneinander gereihten Riffattacken lassen eine Struktur nicht mal erahnen und werden nur ab und an von heiseren, natürlich unverständlichen, Schreien überlagert. Spätestens nach dem vierten Lied schaltet das Hörer-Hirn auf Durchzug und wundert sich, wie es möglich ist, dass die viereinhalb Minuten von "The mentat" gefühlte sieben Minuten dauern. Ein spaßiger Zeitvertreib sind Daniel Lioneye mit diesem gewagten, wenn auch gründlich misslungenen Album gewiss nicht mehr. Allerdings machte das Anhören auf dem Debüt noch wesentlich mehr Spaß.

(Mark Read)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I have never wanted to be number one

Tracklist

  1. Euroshaman
  2. Flatlined
  3. Saturnalia
  4. Neolithic way
  5. I saw myself
  6. The mentat
  7. I have never wanted to be number one
  8. Who turned the lights out?
  9. Kiss of the Canniba
Gesamtspielzeit: 34:18 min

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