Zeromancer - Eurotrash

Pleasuredisc / Eastwest / Warner
VÖ: 01.10.2001
Unsere Bewertung: 2/10
2/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Verschmortes Plastik

Aus den Schatten einer von intelligenten Computern dominierten Zukunft heraus erzählen uns Zeromancer auf ihrem neuen Werk "Eurotrash" von den Abgründen der menschlichen Psyche. Mit einem ebenso perfiden Plan versucht das Dunkelmänner-Quintett die Geschmacksnerven etlicher leichtgläubiger Käufer mittels einer gegenüber dem Vorgänger "Clone your lover" nochmals modernisierten Produktion zu assimilieren. Aber wer würde schon ein paar Witzfiguren, welche obendrauf noch in peinlichen Science Fiction-Outfits herumkaspern, irgendwelche Lehren über die Zukunft abkaufen? Nun, die schwarzbekleidete Zielgruppe wartet schon. Besteht die HIM-Käuferschicht laut gepflegten Vorurteilen aus pubertierenden Grufties und psychisch labilen BRAVO-Leserinnen, werden auch Zeromancer den technophileren Teil dieses Publikums dazu bringen können, sich einen adretten Schwarzkittel überzuwerfen, um ihr Dorf mit bösen Blicken und futuristischem Zynismus zu bombadieren.

Bereits binnen weniger Sekunden schwelgen unsere ach so dunklen Propheten in banalen Untergangsphrasen und bedienen sich dabei eines gekonnt vollführten Griffes in unterste Sarg-Schublade. Hervor kommt eine von Klischees zerfressene Leiche aus dem Stilkeller, mit welcher nicht mal Pathosbombe Vilie Vallo ein Tänzchen wagen würde. Stattdessen versuchen die Teilzeit-Elektriker, die bebrillte Sozialpädagogin von nebenan mit ernsten Themen wie Selbstmord und kruden Zukunftsphantasien zu becircen. Doch selbst für ein trashiges Groschenheft wären die hohlen Phrasen von Zeromancer als untragbar abgelehnt worden.

Unterlegt wird das lyrische Dünnbrettbohren passenderweise von abgestandenen Soundspielereien und ausgelutschten Riffs, die unter Strom stehen sollen, aber statt sprühender Funken lediglich das eine oder andere Streichholz im Angebot haben. Faule Tomaten wie "Dr. Online" oder "Neo geisha" versuchen verzweifelt, ein düsteres Technoambiente zu erzeugen, doch das Album trägt trotz intensiver Schwarzlicht-Bestrahlung nicht mal kleinste Früchtchen. Alleine sein Titel "Eurotrash" erscheint erfrischend ehrlich. So scheint man sich über den gravierenden Mangel an eigenständigen Ideen wohl im Klaren zu sein und versucht, dies mit einem ironisch distanziertem Titel zu kaschieren. Gelingt das? Nein. Denn auch das ironischste Eingeständnis eigener Unzulänglichkeiten macht den Quell der Langeweile keinen Deut besser.

So sorgt die zusammengestümperte Mischung aus Bleeps und Riffs, welche sich mit defekten Neonröhren wie "Chrome bitch" oder "Raising hell" quer durch das ganze Album nahtlos fortsetzt, allenfalls für aufrichtige Leichenblässe. Jeder weitere billige Stampfbeat vom Schrottplatz treibt eine Frage immer tiefer ins Hirn: Können sich solche Bands nicht einmal an ihre eigenen Texte halten, den schlimmsten, dornengespicktesten und vor allem schnellsten Weg gen Ende nehmen und sich freiwillig der Vergessenheit übergeben?

(Andreas MacArthur)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Cupola

Tracklist

  1. Dr. Online
  2. Eurotrash
  3. Need you like a drug
  4. Chrome bitch
  5. Wannabe
  6. Neo geisha
  7. Cupola
  8. Send me an angel
  9. Plasmatic
  10. Raising hell
  11. Philharmonic
  12. Germany
Gesamtspielzeit: 57:06 min

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