Laura Marling - I speak because I can

Virgin / EMI
VÖ: 26.03.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Neukleidersammlung

Spaß macht es ja schon, wenn man nicht nur der Entwicklung von Bands und Künstlern, sondern auch derjenigen einzelner Songs detailliert folgen kann. Die britischen Fields etwa peppten die Grundgüte ihrer folkrockenden Stücke gleich mehrmals auf - und bezeugten das auch noch anhand mehrerer EPs, Síngles und Albumversionen. Das Debüt von Frightened Rabbit durchlief ebenfalls zig Stationen bis zur finalen Reife. Und der fast schon hysterische Dokumentarismus einer Band wie Pearl Jam ist dank ihrer "Bootleg Series" ... nun ja ... zumindest in etwa so etwas wie interessant.

Neu im Club der Vielverwerter ist die Britin Laura Marling, bekannt von und mittlerweile nicht mehr festes Mitglied bei Noah And The Whale. Zumindest zwei der Lieder auf ihrem Solo-Zweitwerk "I speak because I can" mag der Hörer bereits von Single-B-Seiten oder EPs kennen. Da Marling mittlerweile im Himmel der Großlabels angekommen ist, war das Grund genug für eine Neuauflage. Allerdings und erfreulich zu hören: Sie nutzt den Mehraufwand an Produktion und Instrumenten und knackt mit ihrer Hilfe ihre Arrangements mit bis tief in die Grundsubstanz reichenden Spannungsbögen auf.

Zu hören ist diese Umstülpung der Verlaufskurven etwa in "Alpha shallows". Genau dort, wo im Original noch ein Akkordeon etwas verwirrt vor sich hin hyperventilierte, mündet dieser leicht vergrätzte, tighte und zwischen Streichern und Zither zersplitterte Dynamo von einem Song nun in einen hymnischen Chorusgesang. Und der Hörer fragt sich, wo genau Marling diese Zuversicht plötzlich hergezaubert hat. Das passt hervorragend und ebenso alles da rein wie die Klaviertupfer und der Geigenjammer von "Blackberry stone", dessen Besenschlagzeug zudem noch die letzten Zweifel behutsam unter den Teppich kehrt.

Auch die Vorabsingle "Goodbye England (Covered in snow)" feiert ein energetisches Auf und Ab mit dick mollenden Cellos, Flötenteppichen und Marlings ebenso tief gelockerter wie hochfahrender Stimme. Dass man den Folk und den Country immer noch aus den kompakten Akkordfolgen und den dicht an dicht ausgerollten Männer- und Frauenchören heraushört, ist ein weiteres Zeichen dieser Konsequenz. Den Fernweh-Wipprhythmus von "Hope in the air" kräftigt das ebenso wie die eindeutig folkpoppenderen "Rambling man" und "Darkness descends".

So wirkt das gesamte "I speak because I can" unglaublich spannungs- und deshalb nie überladen. Die Versuchung, eine Patina aus unnötigem Luxus über ihre Songs zu klatschen, kontert Marling, indem sie deren Verläufe und Stimmungen gleich mit umarrangiert. Und so eben Substanz und Verzierungen gleichermaßen im Blick hat. Die Frage, ob von einer gerade mal 20-Jährigen ein derart tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der eigenen Musik überhaupt erwartbar ist, muss gar nicht weiter aufhalten: "We applause because we must."

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Rambling man
  • Alpha shallows
  • Goodbye England (Covered in snow)
  • I speak because I can

Tracklist

  1. Devil's spoke
  2. Made my maid
  3. Rambling man
  4. Blackberry stone
  5. Alpha shallows
  6. Goodbye England (Covered in snow)
  7. Hope in the air
  8. What he wrote
  9. Darkness descends
  10. I speak because I can
Gesamtspielzeit: 37:05 min

Im Forum kommentieren

The Triumph of Our Tired Eyes

2010-10-28 21:30:07

Joa, sehr schön, wenn auch nicht so gut wie der Nachfolger. Und ich erwähne es nochmal, wenn "New Romantic" auch mit drauf wäre, wäre es noch einen ganzen Punkt besser, denn der Song ist einfach unglaublich. War glaub ich eine Single, gibt auf jeden Fall einen offiziellen Clip auf youtube.

Robi-Wan

2010-10-28 20:58:19

bin ich blöd, hab mir den Vorgänger bestellt. und poste dann hier in den Thread. hatte mich schon gewundert,wieso ich die songs, die hier so angepriesen wurden, nicht im booklet gefunden hab :D

kennt jemand das Debüt?

Obrac

2010-10-25 21:09:31

Jesus!!!!!!!!! Was soll das sein??? Joan Baez, Melanie und Katja Epstein waren schon scheisse. Pseudo-sensible Musik für sexuell frustierte Männer mittleren Alters...dann lieber Peaches.

Nach der Beschreibung könnte das was für mich sein. Werd ich mal antesten, danke für den Tipp.

Robi-Wan

2010-10-25 12:40:43

@The Triumph of Our Tired Eyes
danke, ist schon bestellt. bei Amazon derzeit für nen guten Kurs.

naur

2010-10-25 12:20:30

Kenn ich noch garnicht. Ist das eine B-Seite?

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