Groove Armada - Black light

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 26.02.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Zeiten ändern sich

Eigentlich ist Zeit eine lineare Angelegenheit. Die Gegenwart rinnt durch die Finger, und die Vergangenheit kann nie wiedergeholt werden. Alles strömt auf diesen einen Punkt zu. Wenn Künstler dann versuchen, sich an den Sound der Zukunft anzupassen und der Zeit einen Schritt voraus zu sein, ist das eine zwiespältige und schwierige Angelegenheit. Doch zum Glück sind Groove Armada da schon etwas weiter. Das Duo sperrt einfach die Tore und Türen auf, und ruckzuck ist die Bude voll mit allerlei Gastsängern, die gleich noch ihren eigenen Klang als Einfluss einbringen. Bryan Ferry, Will Young, Nick Littlemore und viele andere tummeln sich auf "Black light", das trotzdem wie aus einem Guss klingt - dafür legt man den alten Sound doch gerne ab.

Die Grundlage für den neuen bildet die vielleicht definitive Schnittmenge von Elektronik, Indie und Pop. Töne, die einmal durch sämtliche Floors der Clubwelt gezogen wurden, um ihnen am Ende das letzte bisschen Tanzbarkeit rauszupressen. "Look me in the eye sister" pumpt sich mehr und mehr auf und steht pausenlos kurz vor dem Kollaps. Die Versuchsbedingungen sind eingegrenzt, denn Innovation entsteht in den abgegrenzten Strecken und Reagenzgläsern, die alle drei, vier Minuten im Rausch und Blubber untergehen. An allen Ecken straffen sich die Songs, an allen Enden recken sie sich noch ein kleines bisschen und kommen am Ende passend auf den Punkt. Das geliftete "Shameless" reiht sich anständig hinter dem Pöbler "Warsaw" ein. Über dem ganzen Track schwebt Bryan Ferrys umschmeichelnde und irgendwie jenseitige Stimme. Der einzige Moment hier, in dem der Eindruck entsteht, dass in diesem Universum Platz für Entrückung und Gefühl ist.

Sonst sind die Sorgen nämlich nur allzu irdisch. Vollkommen unterkühlt spielt sich etwa "Paper romance" auf und kriegt noch schnell ein paar Klaviertöne unter, während sich die Zeile "My broken heart beats for two / My broken heart beats for you" hypnotisch in den Raum bohrt. Alles legt sich in den Wind für den perfekten Sound, Beats poltern wie Legosteine über die Tanzfläche, Schweiß und Vibration reichen sich die Hand. Besonders Jess Larrabee von She Keeps Bees fügt sich perfekt in diesen schimmernden Kosmos ein. "Time & space" ist wieder so ein geschmierter Song, der zu rhythmischen Bewegungen zwingt. Die Luft beginnt klarer zu werden, und ein druckvoller Bass steigert sich langsam.

Es sind Momentaufnahmen, die auf "Black light" umherschwirren und die Hand reichen. Dabei entsteht etwas in sich vollkommen Geschlossenes und doch Abwechslungsreiches. Die Gaststimmen werden fast schon zärtlich ins Soundbett geholt und dort umsorgt. Grinsend verschwitzt lächelt alles in die Linse mit einem Cocktail in der Hand. Die Unendlichkeit des Augenblicks wird zum Song ausgedehnt, und immer, wenn man die Gegenwart eingefangen zu haben meint, verschwindet sie unter einer Decke aus Beats. Tempus fugit eben.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Look me in the eye sister
  • Just for tonight
  • Paper romance
  • Time & space

Tracklist

  1. Look me in the eye sister
  2. Fall silent
  3. Just for tonight
  4. Not forgotten
  5. I won't kneel
  6. Cards to your heart
  7. Paper romance
  8. Warsaw
  9. Shameless
  10. Time & space
  11. History
Gesamtspielzeit: 52:45 min

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