Built To Spill - There is no enemy

ATP / Indigo
VÖ: 12.02.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Messlattenhochsprung

Gerade mal wieder an den Sommer 2006 gedacht - als Deutschland dem Fahnen-Wahn erlag, die Sonne vom Himmel brutzelte und Built To Spill die Nächte für die Unendlichkeit untermalten. Die Flucht nach Santa Barbara, eingenistet am Butterfly Beach, das Bier in der Hand. "You in reverse" hieß der Soundtrack dazu, und die Hymnen waren so süß wie Jelly Beans und so groß wie die Santa Ynez Mountains. Vielleicht nicht das erste Mal Built To Spill, aber doch so unvergessen wie der erste Kuss. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an jedes neue Werk der Band aus Idaho. Das Versprechen "There is no enemy" macht's leicht und nimmt direkt in den Arm.

Built To Spill, die Spezialisten im Einreißen von Messlatten, wissen um ihren Charme und hauen vorweg das himmlische "Things fall apart" raus, mit Tex-Mex-Trompete und der einfühlsamsten Hookline seit "I will be there when you die" von My Morning Jacket. So nimmt die Band gleich die nächste Hürde, und die Nervosität vor dem ersten Hören von "There is no enemy" weicht ehrfürchtiger Vorfreude. "Aisle 13" braucht dann auch keine zehn Sekunden, um die gehüteten Bilder vor dem Auge hochzuziehen: Sommer 2006, Santa Barbara, Sierra Nevada Pale Ale.

Die Gitarrenarbeit von Doug Martsch bleibt über alle Zweifel erhaben. Die Feedbacks ziehen ihre Runden, die Akkorde schrammeln sich tief ins Herz. Über all dem liegen die wohligen, einnehmenden Melodien. "Hindsight" etwa, mit seiner dezenten Psychedelik und dieser zarten Leichtigkeit, nimmt sofort in den Klammergriff. "Oh yeah" hat von all diesen Sentimentalitäten gleich einen ganzen Korb voll. "Pat" und mindestens das Intro von "Good ol' boredom" schmettert die Rührseligkeit an die Wand: So darf sich zeitgenössischer Gitarren-Pop gerne für die Ewigkeit einfangen lassen.

Ruhiger ist das Quintett geworden, lässt sich mehr Zeit für den Songaufbau. Das war bereits auf "You in reverse" festzustellen, "There is no enemy" setzt diesen Weg konsequent fort. Manchmal bangt man um die Kompaktheit der Platte und hofft, dass sie nicht zu sehr ausfranst, in Ideen und Möglichkeiten. Doch Martschs Stimme holt die Band immer wieder auf den erdigen Grund der Tatsachen zurück: Leichtigkeit hat ihren Preis, und er weiß ein Lied davon zu singen. Im großen Feedback von "Oh yeah" dämmert man weg und öffnet die Augen erst wieder zur waghalsigen Gitarrenmelodie vom unendlich schönen "Tomorrow". Built To Spill sind nach 18 Jahren noch immer so hinreißend wie beim ersten Mal. Ein Segen, diese Band.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Oh yeah
  • Things fall apart
  • Tomorrow

Tracklist

  1. Aisle 13
  2. Hindsight
  3. Nowhere lullaby
  4. Good ol' boredom
  5. Life's a dream
  6. Oh yeah
  7. Pat
  8. Done
  9. Planting seeds
  10. Things fall apart
  11. Tomorrow
Gesamtspielzeit: 55:57 min

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